The Gender of Mona Lisa 1
Autorin: Tsumuji Yoshimura
Der Manga „The Gender of Mona Lisa“ Band 1 erschien im September 2021 in Deutschland beim Hayabusa Verlag.
Die Hauptfigur Hinase lebt in einer Welt, in der alle Menschen zunächst ohne Geschlecht geboren werden. Erst im Alter von durchschnittlich 12 Jahren entscheiden sich die Menschen, welches Geschlecht sie haben möchten. So war es auch der Fall bei Hinases Freunden Shiori, nun männlich, und Ritsu, weiblich. Doch inzwischen ist Hinase 17 Jahre alt und immer noch geschlechtslos, was bisher für siem (im Manga wird das Pronomen „sier“ für geschlechtslose Menschen verwendet) allerdings kein Problem dargestellt hatte. Als nun jedoch aus heiterem Himmel sowohl Shiori als auch Ritsu siem ihre Liebesgefühle gestehen, wird Hinases Welt auf den Kopf gestellt, denn beide wollen, dass sier sich für das jeweils andere Geschlecht entscheidet. Als sich nun auch noch herausstellt, dass sich Hinases Hormonspiegel verändert, scheint das Chaos perfekt.
Mangaka Tsumuji Yoshimura versteht es, auf sensible und nahbare Weise die Charaktere und ihre Gefühls- sowie Gedankenwelt in wunderschönen Illustrationen festzuhalten. Die türkisen Farbelemente, wahrscheinlich gewählt, da die Farbe gesellschaftlich recht geschlechtsneutral betrachtet werden kann, geben wunderschöne Akzente in den sonst eher schlichten schwarz-weißen Zeichnungen des Mangas. Der Einband, ebenfalls recht schlicht, wirkt hingegen sehr edel durch die schmale Farbpalette, die auch hier nur durch sanfte türkise Farbelemente erweitert wird.
Einen Manga dieser Art habe ich bisher noch nicht gelesen. In meinen Augen ist er durch die Umstände der Welt, in welcher die Charaktere leben, bereits einzigartig. Doch Hinase vergrößert diese Einzigartigkeit nur noch. Im Grunde wird hier ein Thema, ob gewollt oder nicht, angesprochen, welches allgegenwärtig, wenn auch gesellschaftlich häufig verschleiert ist: Die Suche nach dem eigenen Geschlecht.
Immer aktueller wird die Debatte, wie wir uns selbst identifizieren möchten, ein binäres System aus weiblich und männlich reicht da bei weitem nicht aus. Menschen, die sich nicht zuordnen können, gelten als „Ausnahmen“ oder „eigenartig“, doch ist dieses Thema aktueller denn je in einer Zeit, in der Individualisierung für die Menschen von hoher Bedeutung ist. Doch inwieweit kann ich wirklich ich selbst sein, wenn mein Geschlecht an Normen angepasst werden muss? Eine große Frage, die sich in diesem Rahmen nicht beantworten lässt. In jedem Fall kann ich eine große Empfehlung aussprechen. Einfühlsam, einzigartig und wunderschön ist dieser Manga für jede_n zu lesen, vor allem Jugendliche, junge Erwachsene und Menschen auf der Suche nach dem eigenen Selbst werden diesen Manga aller Wahrscheinlichkeit nach sehr zu schätzen wissen.
*Erschienen bei Haybusa*
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Autorin / Autor: berry - Stand: 5. November 2021