Therapeutisches Lästern
Forschung: Tratsch dient auch sozialen Zwecken und vermindert Stressgefühle
Gute Nachricht für Lästermäuler: Klatsch und Tratsch haben auch eine positive Seite. Das meinen zumindest WissenschaftlerInnen der University of California, denen zufolge Lästern eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung sozialer Regeln spielt und für den Einzelnen auch einen therapeutischen, stressmildernden Effekt hat.
Ehe ihr euch jetzt voller Freude und mit bestem Gewissen tratschend über die letzte Party auslasst, sei betont, dass es hier nicht um Geläster über unmögliche Outfits und peinliche Tanzeinlagen geht, sondern um das Bedürfnis andere zu warnen, wenn man Zeuge von unsozialem Verhalten geworden ist. In der Studie der Forscher ging es hier um Betrügereien und egoistisches Geldhorten bei einem Spiel, bei dem eigentlich mit anderen geteilt werden sollte.
In vier Experimenten mit mehreren Hundert Testpersonen untersuchten die ForscherInnen, wie und mit welchen Auswirkungen über solche Betrüger "gelästert" wird. Die TeilnehmerInnen bekamen die Möglichkeit, andere mit einer "gossip-Nachricht" zu warnen, wenn sie betrügerisches Verhalten bei einem Mitspieler entdeckten. Diese Möglichkeit nahmen insbesonders die allgemein sehr sozial eingestellten TeilnehmerInnen häufig wahr - sogar, als sie für ihre kleine Lästerei Geld bezahlen mussten.
Hinter dem Bedürfnis so etwas sofort weiterzutratschen, steht den Forscherinnen zufolge zum einen der Wunsch, die eigene Frustration abzubauen, die bei der Beobachtung eines solchen Fehlverhaltens entstehen kann. Hatten die Testpersonen nämlich die Betrügereien bemerkt, stieg ihre Herzfrequenz deutlich an und beruhigte sich wieder, wenn sie die Information mit anderen geteilt hatten. Zum anderen stecke tatsächlich das Bedürfnis dahinter, andere davor zu schützen, ausgenutzt oder ausgebeutet zu werden.
Ein schlechtes Gewissen beim Lästern sei also nicht nötig, meinen die WissenschaftlerInnen, wobei sie ganz sicher nicht halbgare Gerüchte oder missgünstige Lügengeschichten meinen, sondern nur den ernsthaften Versuch, andere vor unfairen Mitmenschen zu warnen.
Ob Lästereien im realen Leben aber wirklich immer auf objektiven Beobachtungen beruhen und glaubwürdig sind, das steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt.
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 19. Januar 2012