Töne statt Tabletten

Musik kann den Heilungsprozess nach einer Operation beschleunigen, sagt eine neue Studie

Wer schon mal eine Operation durchgemacht hat, weiß, dass eine vollständige Genesung danach oft eine ganze Weile und viele Schmerzmittel braucht. Wissenschaftler:innen  haben nun einen Weg gefunden, wie dieser Prozess beschleunigt werden kann, und kommen zu dem Schluss, dass das Hören von Musik Heilung begünstigen kann.

Forscher:innen des California Northstate University College of Medicine in Kalifornien, analysierten bestehende Studien über Musik und ihre Rolle bei der Genesung nach einer Operation und suchten aus einer Liste von 3.736 Studien 35 Forschungsarbeiten aus. Alle Studien enthielten Patient:innen-Daten wie z. B. Schmerzen und Angstzustände, Messungen der Herzfrequenz und des Opioidverbrauchs. In ihrer Analyse stellten die Forscher:innen fest, dass das einfache Hören von Musik nach der Operation, sei es mit Kopfhörern oder über Lautsprecher, spürbare Auswirkungen auf die Patient:innen während ihrer Genesungsphase hatte.

Patient:innen, die Musik hörten, hatten am Tag nach der Operation statistisch signifikant weniger Schmerzen und um 3 % geringere Angstzustände. Am deutlichsten schlug aber der geringere Opioidverbrauch zu Buche: Patient:innen, die Musik hörten, verbrauchten am ersten Tag nach der Operation weniger als die Hälfte der Morphiummenge im Vergleich zu denen, die keine Musik hörten!

Auch die Herzfrequenz unterschied sich deutlich: diejenigen, die Musik hörten, hatten eine um eine 4,5 Schläge pro Minuten niedrigere Herzfrequenz als die, die keine Musik hörten. Dies ist nach Ansicht der Autor:innen wichtig, da die Herzfrequenz zu einer besseren Genesung beiträgt, weil Sauerstoff und Nährstoffe im gesamten Körper, insbesondere in den operierten Bereichen, effektiv zirkulieren können.

„Wenn Patienten nach einer Operation aufwachen, sind sie manchmal sehr verängstigt und wissen nicht, wo sie sind“, sagt Eldo Frezza, Hauptautor der Studie und Professor für Chirurgie. „Musik kann dazu beitragen, den Übergang vom Aufwachen zur Rückkehr zur Normalität zu erleichtern und den mit diesem Übergang verbundenen Stress zu reduzieren.

Musik reduziert das Schmerzempfinden

Dr. Frezza und seine Mitautoren wiesen darauf hin, dass im Gegensatz zu anderen Therapien wie Meditation oder Pilates, die ein hohes Maß an Konzentration oder Bewegung erfordern, das Hören von Musik eine eher passive Erfahrung ist und von den Patient:innen ohne große Mühe und Anstrengung fast unmittelbar nach der Operation aufgenommen werden kann.

„Wir können zwar nicht konkret sagen, dass sie weniger Schmerzen haben, aber die Studien haben gezeigt, dass die Patienten das Gefühl haben, weniger Schmerzen zu haben, und das ist unserer Meinung nach genauso wichtig“, sagte Shehzaib Raees, Erstautor der Studie und Medizinstudent im dritten Jahr. „Wenn man Musik hört, kann man abschalten und sich entspannen. Auf diese Weise muss man nicht viel tun oder sich auf etwas konzentrieren, und man kann sich selbst beruhigen."

Die Studienautor:innen stellten fest, dass auch ein niedriger Cortisolspiegel beim Hören von Musik eine Rolle bei der Erholung von der Operation spielen könnte. Einige Variablen, wie z. B. die Dauer des Musikhörens, konnten bei der Analyse nicht berücksichtigt werden. Künftige Forschungsarbeiten werden sich mit einem Pilotprogramm befassen, um den Einsatz von Musik in der Chirurgie und auf der Intensivstation zu bewerten.

Bis dahin können wir aber schon jetzt dem Rat von Dr. Frezza folgen und nach einer Operation die Musik hören, die uns gefällt - sobald wir dazu in der Lage sind. „Wir wollen nicht sagen, dass eine bestimmte Art von Musik besser ist als eine andere“, sagte er. „Wir glauben, dass Musik den Menschen nach einer Operation auf unterschiedliche Weise helfen kann, denn Musik kann beruhigend wirken und das Gefühl vermitteln, sich an einem vertrauten Ort zu befinden."

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 23. Oktober 2024