Trau schau gähn
Empathie-Studie: Psychopathen lassen sich seltener vom Gähnen anstecken
Du musst ununterbrochen gähnen und dein Gegenüber zuckt nicht mal mit dem Mundwinkel? Da kann doch etwas nicht stimmen, schließlich ist Gähnen ja üblicherweise hochgradig ansteckend. Selbst Tiere sind anfällig für die Gähnepidemie: Hunde, Schimpansen, Menschen - sie alle müssen gähnen, sobald andere es tun, auch wenn sie weder müde noch gelangweilt sind. Der Grund für diese Ansteckung ist Empathie, also die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen. Und wenn jemand nicht mitgähnen muss? Dann ist er vielleicht ein Psychopath!?
Genau dieser etwas skurrilen Frage sind Wissenschaftler_innen der amerikanischen Baylor University nachgegangen. Sie untersuchten in ihrer Studie mit 135 Collegestudentinnen den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Gähnansteckungsgefahr. Mit Hilfe standardisierter Fragebögen erstellten sie Persönlichkeitsprofile der Testpersonen, die auch psychopathische Züge erkennen lassen. Diese sind durch eine starke Ich-Bezogenheit, Dominanz, Impulsivität, manipulatives Verhalten, hohe Risikobereitschaft, aber ganz besonders durch fehlende Empathie gekennzeichnet. Darum - so glaubten die Forscher_innen - lassen sich Psychopathen nicht im gleichen Maße vom Gähnen anstecken wie normal empathische Menschen. Natürlich gibt es nicht Psychopathen auf der einen und "normale" Menschen auf der anderen Seite. Es ist immer ein breites Spektrum, erklärt Forscher Rundle.
Die Testpersonen bekamen dann am Computer verschiedene Gesichter gezeigt, lächelnde, neutrale und gähnende, dabei wurde der Gähnimpuls auf der Haut und in den Muskeln gemessen.
Die Messungen ergaben, dass Testpersonen mit geringen emphatischen Werten im Persönlichkeitstest sich auch am wenigsten von den gähnenden Gesichtern anstecken ließen.
Das bedeutet jetzt natürlich keineswegs, dass Menschen, die nicht gähnen müssen, Psychopathen oder nicht emphatisch sind. Diese Schlussfolgerung lässt die Studie keineswegs zu und die Forscher_innen betonen dies auch ausdrücklich.
Dennoch bietet die Studie Hinweise darauf, dass es einen wie auch immer gearteten Zusammenhang geben könnte zwischen mangelnder Empathie und der Immunität gegen Gähn-Attacken anderer Menschen.
Wer weiß, vielleicht gibt es in Zukunft einen Gähn-Detektor für vermeintliche Psychopathen? Wir wollen es mal nicht hoffen. Bis dahin müsst ihr euch jedenfalls nicht in Acht nehmen vor Nicht-Gähnern, vielleicht finden sie euch trotz eurem Dauer-Gegähne einfach so aufregend, dass sie gar nicht dazu kommen, selbst zu gähnen.
Stichworte
Gähnen Gähn-Studie Empathie
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 27. August 2015