Schaun wir mal...

Studie: In vielen Sprachen dominiert das "Sehen"

Guck mal, sieh mal einer an, das seh ich auch so. Wenn Menschen sich unterhalten, dann verwenden sie am häufigsten Verben, die ihre visuelle Wahrnehmung beschreiben. Natürlich sprechen sie auch darüber, dass ihnen etwas stinkt, Dinge greifbar sind oder sie etwas "nicht mehr hören" können. Aber die Dominanz des "Sehens" in der Sprache ist sehr deutlich und zwar nicht nur im Deutschen, sondern auch in einer Vielzahl von anderen Sprachen. Das haben Wissenschaftler um Lila San Roque, Kobin H. Kendrick, Elizabeth Norcliffe und Asifa Majid vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik im niederländischen Nijmegen bei einer Studie an 13 Sprachen aus aller Welt herausgefunden. Unter den 13 Sprachen fanden sich nicht nur weit verbreitete Sprachen wie Englisch, sondern auch solche, die von nur sehr wenigen Menschen auf der Welt gesprochen werden.

Über Jahre hinweg hatten die Wissenschaftler rund um den Globus Sprach-Material gesammelt, indem Freiwillige sich bei Alltagsplaudereien hatten aufnehmen lassen. Dann überprüften sie, wie häufig Verben eingesetzt wurden, die sich auf Sinneseindrücke wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen bezogen. Auch Ausdrücke, die solche Sinneseindrücke nur im übertragenen Sinne verwenden ("das sehe ich genau so") wurden miteinbezogen.

Das Ergebnis zeigte: in allen untersuchten Sprachen spielt der Sinneseindruck "Sehen" die größte Rolle. Das entspricht auch einer These des Linguisten Åke Viberg, der zu Beginn der 80er Jahre bereits vermut hatte, dass das Sehen sprachlich am wichtigsten ist. Entgegen seiner weiteren Annahme, dass das Hören dann an zweiter Stelle komme, fanden die WissenschaftlerInnen in der aktuellen Studie keine solche eindeutige Reihenfolge bei den übrigen 4 anderen Sinnen, die auf alle Sprachen gleichermaßen zutrifft.

Und was sagt uns das? Die Forschung zu diesem Thema will mit der Untersuchung solcher sprachlichen Phänomene besser verstehen, wie Sprache, Wahrnehmung und Denken zusammenhängen. Die Vorherrschaft der Verben, die sich auf unsere visuelle Wahrnehmung beziehen, könnte ganz konkret die biologischen Voraussetzungen menschlicher Wahrnehmung widerspiegeln. Denn aus der Hirnforschung weiß man ebenfalls, dass visuelle Reize für das Gehirn eine sehr große Rolle spielen. Die WissenschaftlerInnen räumen allerdings ein, dass auch ein einfacher Grund sein könne, dass man logischerweise mehr sehen kann als schmecken. Es redet sich wohl leichter über einen Hund, den man sieht als über einen, den man geschmeckt hat :-).

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 21. Januar 2015