Sechs Wochen sind vergangen, seitdem es passiert ist. Sechs Wochen, in denen Tessa sich in ihrer Wohnung verschanzt und dem zermürbenden Gedankenkarussell in ihrem Kopf verfallen ist. Was sie auch tut, alles erinnert sie an jenen einen Abend, der ihr Leben verändert hat und sie kommt einfach nicht mehr davon weg.

„Über Leichen“ ist eine Erzählung in mehreren Kapiteln zu einer Thematik und Denkweisen, in die sich wohl viele junge Leute hineinversetzen können – selbst wenn nicht jeder eine solche Tat vollbracht hat.
Der Leser wird mit hineingezogen in Tessas ewige Gedankenströme, Ängste und Denkweisen, ohne wirklich zu wissen, was eigentlich vorgefallen ist. Sie zerdenkt alltägliche Themen vor dem Hintergrund dessen, was vorgefallen ist und steigert dadurch immer weiter Spannung dahingehend, was denn vorgefallen sein könnte.

Sehr schön genutzt und eingebaut finde ich auch die Gestaltung der Seiten zwischen den Kapiteln. Story.one, über die das Buch veröffentlicht ist, gibt einem vor, zu Beginn jedes Buches ein Bild einzubauen, die die Geschichte hier an jeder Stelle noch einmal schön untermalen.

Ich mochte das Buch, denn selbst wenn die Grundthematik auf den ersten Blick banal erscheint, kann man sich als Leser in einigen Verhaltens- und Denkweisen doch sehr leichter wiederfinden. Ich denke, die meisten Menschen kennen Lebensabschnitte wie diese, in denen man den eigenen Gedanken verfällt, ohne dagegen ankämpfen zu können – selbst wenn sich das Ausmaß dessen doch individuell unterscheidet. Diese Geschichte zeigt, dass man damit nicht alleine ist, auch wenn man dafür selbst nicht „Über Leichen“ gegangen ist.

Aber auch ganz weg von einem solchen oder ähnlichen „Interpretationsansatz“ lässt sich die Geschichte sehr flüssig lesen und empfiehlt sich vor allem für Leser, die vielleicht nicht die Ausdauer für ewig lange Romane haben, aber trotzdem hin und wieder etwas Spannung auf Papier erleben wollen.

Erschienen bei Storylution