Übersexualisiert?
US-Soziologin: Frauenbilder werden immer sexueller, Männerbilder nicht
Darstellungen von Frauen in Medien und Werbung werden immer pornographischer, Männerbilder nicht. Zu diesem Schluss kommen die amerikanischen Soziologinnen Erin Hatton und Mary Nell in einer Untersuchung, in deren Rahmen sie die Cover des amerikanischen Kultmagazins Rolling Stone von 1967 bis 2009 analysiert und miteinander verglichen hatten. Sie gingen der Frage nach, ob die Pornographisierung auf Männer und Frauen gleichermaßen zutrifft und hatten dafür eine Zeitschrift gewählt, die einen hohen Verbreitungsgrad hat und sich nicht direkt mit Sexualität und Partnerschaft beschäftigt, sondern eigentlich mit Musik und Kultur, Politik und Life-Style. Für die Forscherinnen ist das Magazin darum ein guter Anzeiger dafür, wie Männer und Frauen in der Popkultur allgemein dargestellt werden.
Bei der Analyse von rund 1000 Bildern aus den letzten 43 Jahren konnten die Forscherinnen eine fortschreitende Sexualisierung von Männern und Frauen aufzeigen, wobei die Darstellung der Frauen dabei mit der Zeit immer extremere Formen bis hin zur Pornographie annahm, während die der Männer sich weniger drastisch entwickelte.
Um die Bilder zu bewerten, entwickelten die Forscherinnen eine Art Skala der Sexualisierung, indem sie Punkte vergaben für eindeutig sexuelle Signale (geöffnete Lippen, Zunge zeigen, spärliche Bekleidung oder gar keine, Begleittexte, die eindeutig sexuellen Inhalt haben). Je nach Punktvergabe wurden die Bilder in verschiedene Kategorien eingeteilt von "nicht sexualisiert" bis hin zu "hypersexualisiert".
Von 1960 bis zum Jahr 2000 zeigte sich eine starke Zunahme der sexualisierten Bilder von Männern und Frauen. Ein extreme Zuwachs an "hypersexualisierten Bildern" war aber überwiegend bei Frauen zu finden: Etwa Miranda Kerr, nackt, mit einer Kette an den Baum gefesselt oder Leighton Meester und Blake Lively, wie sie eindeutig zweideutig an einem Erdbeereis schlecken.
Die Forscherinnen kritisieren, dass in solchen Bildern Frauen nicht nur als sexy gezeigt werden, womit sicher niemand ein Problem hat, sondern als willige und passive Objekte, die für sexuelle Gelüste anderer zur Verfügung stehen.
Die Forschug hat schon in mehreren Studien gezeigt, dass die massiven sexualisierten Darstellungen von Frauen eine Reihe von negativen Konsequenzen haben können: sie verschärfen und legitimieren sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Frauen ("die wollen das doch") und fördern eine frauenfeindliche Einstellung bei Männern. Zudem verstärken sie die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper bei Mädchen und Frauen, aber auch bei Jungs. Auch die Zufriedenheit mit der eigenen Sexualität kann dadurch sinken.
Die Forscherinnen halten darum den enormen Anstieg übertrieben sexualisierter Frauenbilder in den Medien für sehr bedenklich und fordern einen stärkeren Focus auf dieses Thema.
Passend dazu hat Sängerin Mel C. gerade die "Über-Sexualisierung" von Rihanna kritisiert. Gegenüber dem Boulevardblatt Daily Mirror forderte sie mehr Verantwortungsbewusstsein gegenüber den jungen Fans, die vor übertrieben sexualisierten Performances geschützt werden müssten.
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Autorin / Autor: Redaktion, - Stand: 12. Augsut 2011