Silje Nergaard
Unclouded
„Sie sind Mitverschworene, deren Saitengesang mit der Stimme der Sängerin zu einem einzigen Klanggedicht verschmilzt.“ – sagt die Artikelbeschreibung zu Silje Neergards CD „Unclouded“ auf der Seite von Sonymusic. Das kann ich so nicht unterschreiben, da mich diese Art von Musik weniger anspricht. Ich liebe zwar Gitarrenklänge, doch für mich war diese „Verschmelzung“ von Gitarre und Stimme nicht die grandiose Offenbarung, wie scheinbar für den Urheber des obigen Zitatausschnitts.
Gefühlvoll ist das Album allemal, das kann der Norwegerin Silje Neergard niemand absprechen und dass sie in ihrem Stil etwas Großes geschaffen hat, ebenso wenig. Es ist schwierig, diesen Musikstil zu definieren. Normalerweise hätte ich „Unclouded“ denjenigen empfohlen, die ruhigere, melancholische und nachdenkliche Songs mögen, denn genau diese findet man im Album der Künstlerin vor. Allerdings mag ich ebenjene Songs normalerweise selbst, die mich in dieser Umsetzung weniger überzeugten.
Scheinbar muss es Alben geben, in denen man keine „gemeinsame Basis“ findet. So honoriere ich die Qualität der einzelnen Songs und habe auch immerhin drei Lieder („He Must Have Been Telling A Lie“, „Human“, „A God’s Mistake“), die ich inzwischen gerne bis sehr gerne höre, doch insgesamt hatte ich weniger Spaß an den Klängen und dem Gesang Silje Neergards. Gegen ihre Stimme und Klangfarbe habe ich ebenso wenig einzuwenden, es mag an der Machart der Musik und ihrer Stimme liegen, die ich leider nicht als „Klanggedicht“ verstanden habe. Hinzukommt, dass die einzelnen Songs teilweise sehr lang sind und mit knapp 4 Minuten viel, viel Instrumentalsoli enthalten bzw. Gitarrenparts, die mich manchmal weniger ansprachen.
Inhaltlich hat mich das Album wiederum überzeugt, da Silje Neergard großflächig „unterwegs“ ist und wie bei der Pointe einer Geschichte oftmals erst am Ende der richtige Pfad enthüllt wird. Beispielsweise bei „When Our Tune Is Played“ geht der Text am Ende in eine ganz andere Richtung als zunächst erwartet.
*Fazit:*
Ich empfehle, sich die Hörproben anzuhören und dann zu entscheiden, ob „Unclouded“ einem zusagt oder nicht. Ich kann es für diejenigen empfehlen, die während ihrer Hausaufgaben oder ähnlichen Tätigkeiten gerne Musik hören, allerdings solche, die mit dem Hintergrund „verschmilzt“ ;-) und nicht ablenkend wirkt. Zum Konzentrieren ist „Unclouded“ in dieser Hinsicht perfekt geeignet und wird zu diesem Zwecke bestimmt noch einige Male zum Einsatz kommen. Denn hierbei hatte ich mitunter das Gefühl, die Musik würde meine Seele streicheln und das ist ja alles andere als schlecht.
Wer allerdings Peppiges oder gar so richtig Mitreißendes sucht (auch Trauriges kann mitreißen) wird eventuell enttäuscht werden, denn dafür ist „Unclouded“ (vielleicht gerade durch die dominierenden Gitarrenklänge?) zu einseitig. Sicherlich ist inhaltlich eine große Abwechslung geboten, dafür in den Musiknoten weniger.
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Autorin / Autor: charlielou - Stand: 25. Februar 2013