Unfair!?

US-Studie sieht Zusammenhang zwischen Lehrkräfteverhalten und populistischen Einstellungen von Jugendlichen

Haben populistische Einstellungen bei Jugendlichen womöglich etwas mit einer vermeintlichen Ungerechtigkeit von Lehrkräften gegenüber Schüler:innen zu tun? Studien-Ergebnisse, die in der Zeitschrift Perspectives on Politics (Organ der Cambridge University) veröffentlicht wurden, legen diesen Schluss nahe. In der Studie untersuchten Forscher:innen, wie sich populistische Einstellungen wie völkisches Denken, Skepsis gegenüber "denen da oben" oder ein Weltbild, das nur Gut oder Böse kennt bei Jugendlichen entwickeln. Dazu sammelten sie anhand von einmaligen Erhebungen und Interviews, die in Schulen durchgeführt wurden, Daten von 3 123 Jugendlichen mit einem Durchschnittsalter von 14,66 Jahren in drei verschiedenen Ländern: Österreich, Deutschland und der Schweiz. Die Ergebnisse zeigen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen negativen Lehrer:innen-Schüler:innen-Beziehungen und einem höheren Maß an populistischen Einstellungen bei Schüler:innen. Diese Ergebnisse werden auch durch zusätzliche Erkenntnisse aus Paneldaten aus dem Vereinigten Königreich gestützt.

Mädchen durchschnittlich weniger populistisch

Die Studie ergab auch, dass Mädchen durchschnittlich weniger zu populistischen Einstellungen neigen. Warum Menschen überhaupt solche Einstellungen entwickeln, könne daran liegen, dass sie sich weniger politisch wirksam empfinden und das Gefühl haben, weniger von der Politik vertreten zu sein. "Populismus gedeiht, wenn Menschen das Gefühl haben, wenig zu sagen zu haben, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen und wenn sie den fehlenden Willen oder die Unfähigkeit der 'Machthaber' wahrnehmen, auf individuelle oder soziale Missstände zu reagieren", so die Forscher:innen. Angesichts der Hierarchien und der Machtdynamik in Klassenzimmern, sei es deshalb wichtig, herauszufinden welche Bedeutung Schulerfahrungen haben, wenn es darum geht zu erklären, wie Individuen populistische Einstellungen entwickeln.

Schulen dienen als frühe Repräsentation des Staates

Sebastian Jungkunz, von der Universität Bonn, erklärte dazu: „Schulen dienen als frühe Repräsentation des Staates, indem sie Schüler:innen Einblicke in die Funktionsweise öffentlicher Institutionen geben." Diese Erfahrungen in der Kindheit und frühen Jugend prägten die individuelle Wahrnehmung von Gerechtigkeit und Macht und könnten sich bis ins Erwachsenenalter hinein auswirken. Deswegen sei die Gleichbehandlung von Schüler:innen in der Schule auch mitentscheidend für die Entwicklung einer starken staatsbürgerlichen Identität. Für Kinder und Jugendliche im Schulalter repräsentierten die Lehrkräfte die Exekutive. Hinzu kommt: das Verhalten einzelner Lehrkräfte könne die politische Sozialisation stärker beeinflussen als Gleichaltrige oder Eltern, weil sie in der Regel eine bestimmte Rolle im schulischen Umfeld innehaben. "Jugendliche sehen ihre Lehrer nicht zwischen Umgebungen wechseln, in denen sie mehr oder weniger Macht haben. Anders verhält es sich bei den Beziehungen zu Eltern und Gleichaltrigen, die zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Rollen einnehmen können. So dienen Eltern beispielsweise als Autoritätspersonen, können aber auch eine emotionale Rolle spielen. Eltern dienen beispielsweise als Autoritätspersonen, können aber auch ein emotionaler Zufluchtsort sein, wenn es Probleme mit der Außenwelt gibt", erklärt der Wissenschaftler.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 7. Juni 2024