Viele Menschen kämpfen täglich mit Ticks wie Nägelkauen oder Haarezupfen. Lange hielt man dies für Angst- oder Stresssymptome. Wie nun eine Studie des Forschers Kierron O’Connor und seinem Forscherteam der Universität in Montreal zeigt, kann ein solches Verhalten von ganz anderen Faktoren ausgelöst werden. In dem Experiment stellte sich heraus, dass die Teilnehmer vor allem aus Langeweile und zum Zeitvertreib Nägel kauten. Somit erschien das Verhalten der Teilnehmer ein Indikator für Ungeduld zu sein.

Bei dem Experiment, an dem 46 Personen teilnahmen, bestand eine Testgruppe aus Personen, die im Alltag von Nägelkauen, Haarezupfen oder zwanghaftem Zupfen an der Haut betroffen waren, während die andere Hälfte der Teilnehmer keinerlei köperbezogene repetitive Ticks hatte. Das Experiment bestand aus kürzeren Videos, die sie sich anschauten, und mehreren Aufgaben, zwischen denen die Teilnehmer eine längere Zeit warten mussten. „Die Studie verglich [die beiden Gruppen] in experimentellen Bedingungen, die gestaltet waren um jeweils Langeweile/Frustration, Stress und Entspannung hervorzurufen“, erläuterten die Forscher.

Im Ergebnis stellte sich heraus, dass das Bedürfnis des Nägelkauens bei der ersten Testgruppe drei Mal so hoch war wie bei der zweiten Gruppe. Ausgelöst oder verstärkt wurde dies unter anderem durch Frustration und Unzufriedenheit, aber vor allem durch Ungeduld. Besonders in gelangweilten Situationen hatten  die Teilnehmer der ersten Gruppe ein größeres Verlangen nach Nägelkauen, weniger in gestressten Situationen. Als die Teilnehmer einige Zeit warten mussten oder die Gelegenheit hatten, emotional abzuschalten, wuchs das Bedürfnis weiter. Die Betroffen schienen nicht entspannen zu wollen und können. So stand für die Forscher fest, dass köperbezogene repetive Ticks wie Nägelkauen ein Zeichen von Ungeduld und weniger von Stress sind.