Unverwechselbar!
Forschung: Warum das menschliche Gesicht mit der Zeit immer vielfältiger wurde
Das menschliche Gesicht ist einzigartig. Es gibt kaum eine Spezies, die eine so große Vielfalt an unterschiedlichen Gesichtern vorzuweisen hat wie die menschliche Gattung. Aber warum ist das eigentlich so? Dieser Frage sind ForscherInnen der amerikanischen University of California, Berkeley nachgegangen.
In der Evolution wird genetische Vielfalt bei allen Eigenschaften, die für das Überleben notwendig sind, durch natürliche Selektion eher eingeschränkt. Was funktioniert, setzt sich durch, was nicht funktioniert, geht in der Entwicklung langsam aber sicher verloren. Bei den Gesichtszüghen scheint es aber genau umgekehrt zu sein: Offenbar war nicht ein bestimmtes Gesicht von Vorteil, das sich dann durchgesetzt hat, sondern die Vielfalt der Gesichter ist für das Überleben des Menschen nützlich gewesen, mutmaßen die ForscherInnen, darum hat sich die Einzigartigkeit der Gesichter durchgesetzt. Denn es war für den Menschen nicht nur ein Vorteil, Feinde und Freunde sicher wiederzuerkennen, sondern auch ein Vorteil, von anderen erkannt zu werden. Während in der Tierwelt oft der Geruch oder bestimmte Laute die Zugehörigkeit zu einer Gruppe eindeutig verraten, ist es bei den Menschen in erster Linie der Blick in ein vertrautes Antlitz.
*Lange Arme, lange Beine*
Der Verhaltensökologe Michael J. Sheehan und seine KollegInnen überprüften ihre Thesen, indem sie umfangreiche Daten zu Gesichtsmaßen und Körpermaßen auswerteten. Dabei zeigte sich, dass Gesichtszüge im Gegensatz zu anderen Körpermaßen weitesgehend unabhängig voneinander sind. Während also Menschen mit langen Armen oft auch lange Beine haben, hängen die Gesichtszüge kaum miteinander zusammen. So steht zum Beispiel eine lange oder kurze Nase nicht mit ihrer Breite in Verbindung und auch nicht mit einem bestimmten Augenabstand - für die ForscherInnen ein Hinweis darauf, dass sich die Gesichtzüge im Laufe der Evolution in Richtung Vielfalt entwickelt haben. So fanden die WissenschaftlerInnen auch auf der ganzen Welt mehr Vielfalt in den Genen, die an den Gesichtszügen beteiligt sind.
Die ForscherInnen sehen insofern ihre Idee bestätigt, dass die Evolutuion eine ausgeprägte Viefalt in den Gesichtszügen begünstigt hat, weil es für den Menschen von Vorteil war, einzigartig auszusehen und dadurch besser erkannt zu werden.
Wir können aus diesen Ergebnissen ableiten, dass die Einzigartigkeit unseres Gesichtes ein großer Vorteil ist. Wir sollten es darum in Ehren halten, statt dieser Einheits-Beauty-Maske hinterherzuhecheln, die die Schönheitsindustrie uns mit Skalpell und Schminke aufsetzen möchte. Es ist unsere Einzigartigkeit, die unser Überleben garantiert hat. Und so soll es auch bleiben :-).
Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Nature Communications erschienen.
Quelle:
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 18. September 2014