Verlangen
Autorin: Bregje Hofstede
Übersetzt von Christiane Burkhardt
Mit 26 packt Bregje ihre Tagebücher und geht. Weg von Luc und weg von dem Leben, das sie sich gemeinsam aufgebaut haben.
Wirklich weit kommt sie nicht, bleibt sogar in Brüssel, aber findet doch keinen Weg zurück.
Zu viele Brücken zwischen ihr und ihrer Jugendliebe scheinen verbrannt. In ihren Tagebüchern sucht sie nach Erklärungen und Hinweisen darauf, wie sie an dem Punkt ankommen konnte, dass die Beziehung mit Luc, den sie nicht nur liebt, seit sie sechzehn ist, sondern auch vor zwei Jahren geheiratet hat, sich so sehr nach einer Sackgasse anfühlt.
Bregje Hofstede erzählt die Geschichte einer jungen Protagonistin, die genauso heißt wie sie selbst. Es ist eine fast schon passive Erzählweise, in der wörtliche Rede kaum eine Rolle spielt. Stattdessen schwankt die Ich-Erzählerin zwischen Erinnerungen und Analysen, zwischen Ideen und Erkläransätzen, immer wieder werden auch Ausschnitte aus den Tagebüchern zitiert. All diese Perspektiven ziehen und zerren an dem Bild der Beziehung, das man sich als Leserin zu Beginn macht, bis nicht mehr viel davon übrig bleibt. Die Suche nach einer oder einem Schuldigen ist ohnehin aussichtslos, das wird schnell klar.
Durchbrochen werden Bregjes Gedankenströme immer wieder von Ausschnitten aus dem Roman „Der Welpe“, den die Protagonistin geschrieben und den ihr Mann nie gelesen hat.
Ob es sich dabei um Erinnerungen und Erfahrungen der Ich-Erzählerin handelt, bleibt genauso uneindeutig, wie die Parallelen zwischen Autorin und lyrischem Ich. Natürlich, der Name ist derselbe, alles weitere scheint erdacht zu sein. Das macht das Buch geheimnisvoll: Wessen Geschichte lesen wir hier überhaupt?
Ich kann das Buch allen empfehlen, die gerne lyrische Prosa lesen und keinen geraden Geschichtsverlauf erwarten.
*Erschienen bei Oktaven*
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Autorin / Autor: karla94 - Stand: 1. Dezember 2020