Versteckte Botschaften erkennen
"Hidden Codes" sensibilisiert Jugendliche für rechtsextreme und islamistische Codes
Rechtsextreme Attentäter, wie zum Beispiel die, die Terroranschläge in Christchurch oder Halle verübt haben, werden oft als verwirrte Einzeltäter angesehen, denen man keinerlei Einbindung in politische Netzwerke nachweisen könne. Allerdings teilen sie sehr wohl ihr menschenverachtendes Weltbild auf Imageboards und in Internet-Foren mit tausenden anderen User_innen. Egal ob rechtsextrem oder islamistisch - Radikalisierung passiert heute vor allem online: In Chats, Live-Videos und Storys zirkulieren politische Codes und Verschwörungsmythen, die häufig nicht direkt als solche zu erkennen sind, weil sie sich hinter vermeintlich harmlosen Botschaften und Codes verstecken. Für die politische Bildungsarbeit gehören rechtsextreme und islamistische Radikalisierung aktuell zu den größten Herausforderungen. Aber wie nutzen radikale Gruppen digitale Medien, um für ihre Zwecke zu mobilisieren? Welche politischen Codes und Verschwörungsmythen werden im Netz verbreitet, und wie kann man sie erkennen? Was kann man tun, wenn man mitbekommt, dass sich jemand radikalisiert?
Um all diese Fragen nicht nur theoretisch zu behandeln, hat die Bildungsstätte Anne Frank das Spiel „Hidden Codes" entwickelt, mit dem Jugendliche Radikalisierung im Netz erkennen und ihr im eigenen Umfeld entgegentreten können. In "Hidden Codes" chatten die Spieler_innen in einer simulierten Social Media-Umgebung und begegnen vielen verschiedenen und realitätsnahen Charakteren. Beim Durchstöbern von Profilen und Storys anderer User_innen, beim Kommentieren und Diskutieren erfährt man, wie radikale Gruppen digitale Medien nutzen, um andere für ihre kruden Weltbilder zu gewinnen.
Gemeinsam mit anderen Mitspieler_innen geht es darum, gemeinsam Strategien zu entwickeln, um zu verhindern, dass sich Freund_innen rechtsextrem oder islamistisch radikalisieren. Bei der Entwicklung des Spiels wurden auch immer wieder Gruppen von Schüler_innen miteinbezogen, um Spielführung und Ästhetik an ihren Bedürfnissen zu orientieren.
Die App kann im Rahmen des Politik- oder Wirtschaftsunterrichts genutzt werden, aber auch im Deutschunterricht und anderen Fächern. „Idealerweise spielen Schüler_innen Hidden Codes nicht alleine, sondern haben die Möglichkeit, die Themen des Spiels im Unterricht zu reflektieren und diskutieren“, sagt Dr. Deborah Schnabel, stellvertretende Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank und Leiterin des Modellprojekts Hidden Codes. Mit Schulungen und umfangreichem Begleitmaterial bereitet die Bildungsstätte Pädagog_innen auf den Einsatz des Spiels im Unterricht vor.
Das Potenzial von Hidden Codes sieht Dr. Deborah Schnabel im interaktiven Charakter von Serious Games: „In einem Spiel werden die Jugendlichen selbst aktiv und sind wirklich involviert, sowohl emotional als auch kognitiv.“ Der innovative Ansatz von Hidden Codes kam auch bei der Jury des deutschen Computerspielpreises an: Sie nominierte das Spiel in der Kategorie „Serious Game“. Das Spiel wurde in Zusammenarbeit mit der Spiele-Entwicklungsfirma „Playing History“, den Illustrator_innen Meikey To und Jennifer Hicks sowie der kulturellen Bildnerin Sarah Fartuun Heinze umgesetzt.
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung