Viele Menschen, wenig Moral?
Studie: Warum manchen in der Gruppe der Anstand flöten geht
Gruppen sind etwas Tolles, aber manchmal haben sie auch eine fatale Wirkung auf einzelne Menschen. Sind sie alleine die liebsten Menschen der Welt, werfen sie in der Gruppe plötzlich alle moralischen Prinzipien über Bord und mutieren zu fiesen Mobbern. Bei diesem doch weit verbreiteten Phänomen spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Zum einen gewährt die Gruppe Anonymität, so dass es nicht so wahrscheinlich ist, erwischt zu werden. Zum anderen fühlt man sich auch weniger verantwortlich, weil es ja eine Art kollektives Vergehen ist. ForscherInnen des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben nun einen weiteren Faktor unter die Lupe genommen. Sie glauben, dass manche Menschen innerhalb einer Gruppe den Draht zu ihren eigenen Moralvorstellungen verlieren.
In ihrer Studie mit Testpersonen untersuchten die Forscherinnen Cikara und Saxe vor allem die Aktivität des sogenannten medialen präfrontalen Cortex, einem Teil des Gehirns, der insbesondere beim Nachdenken über sich selbst eine Rolle spielt.
Sie scannten die Gehirne von Testpersonen, während diese ein Spiel - mal alleine, mal als Gruppe - spielten. In dem Spiel mussten sie Sätze identifizieren, die mit Social Media zu tun haben (z.B. ich habe 600 facebook-Freunde). Unter die Sätze waren aber auch moralische oder unmoralische Statements gemischt, die die Testpersonen in vorausgegangenen Tests zuvor selbst geäußert hatten z.B. "Ich habe schon mal Essen aus einem Gemeinschaftskühlschrank geklaut" oder "Ich entschuldige mich immer, wenn ich jemanden anrempele".
Spielten die Testpersonen alleine, dann leuchtete der präfrontalen Cortex auf, wann immer sie in einem der Statements ihren eigenen Moralvorstellungen begegneten. Spielten sie aber in der Gruppe, so war diese Reaktion bei einigen Testpersonen deutlich vermindert - fast als würden sie ihre eigenen Aussagen und moralischen Prinzipien nicht wiedererkennnen. Diese Testpersonen waren infolgedessen offenbar auch eher bereit, den Mitgliedern des gegnerischen Teams Schaden zuzufügen, etwa, als sie Fotos der gegnerischen Spieler für eine Veröffentlichung aussuchen sollten und extra die hässlichsten auswählten.
Die ForscherInenn glauben, dass die Ergebnisse helfen können zu verstehen, warum manche Menschen sich stärker in einer Gruppe verlieren als andere.
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 16. Juni 2014