Vienna 1: Blinding Lights

Autorin: Lara Holthaus

Wie kann jemand gleichzeitig so anziehend, aber auch so abwesend sein? Diese Frage stellt sich Livia jeden Tag, auch wenn sie weiß, dass sie diese Gefühle mehr und mehr zerreißen werden.
Livia ist die Protagonistin des Romans „Vienna: Blinding Lights“ der deutschen Autorin Lara Holthaus. Die Wienerin ist Tochter des Hauptstadtbürgermeisters und verkehrt regelmäßig in den Kreisen der Wiener High Society. Wenn sie gerade einmal nicht in den angesagtesten Clubs der Stadt unterwegs ist, begeistert sie ihre Follower:innen in den sozialen Medien mit ihrem luxuriösen Lifestyle. Doch wie bei allen, ist auch Livias Leben nicht nur rosarot. Sie hat keine wirklichen Perspektiven im Leben, und mit Jungs hatte sie bisher auch immer nur Pech. Als sich dann auch noch ihre Eltern trennen, ist das Chaos perfekt. Und ausgerechnet Nicolas, zu dem sie sich seit ihrer ersten Begegnung auf eine außergewöhnliche Weise hingezogen fühlt, soll plötzlich als Stiefbruder zur Familie gehören und ist ganz unbeeindruckt von ihrer Lebensführung und zeigt ihr nur die kalte Schulter. Gibt es denn gar niemanden, der hinter Livias Fassade schauen möchte und das kreative, begeisterungsfähige Mädchen hinter dem Social-Media-Account kennenlernen möchte?

Meine Meinung zum Buch

„Vienna: Blinding Lights“ ist der erste Teil der mehrteiligen Reihe und zieht die Aufmerksamkeit der potenziellen Leser:innen mit einem edlen Cover aus schimmernden Farbsequenzen auf sich. Die schwarze Farbe, die das Cover bestimmt, wirkt mystisch und gibt erste Hinweise darauf, dass Livias Leben zahlreiche Geheimnisse beinhaltet. Diese Geheimnisse machen die Geschichte spannend und unvorhersehbar, aber führen auch dazu, dass die Handlung undurchsichtig und teilweise auch ein wenig unglaubwürdig wirkt. Dadurch hat mich das Buch nicht vollends überzeugt, und ich hätte mir in den Handlungssträngen etwas mehr Stringenz und Zusammenführung gewünscht. Auch sollte man sich bewusst machen, dass Livia nicht „der klassische liebenswerte Roman-Charakter“ ist, sondern den Leser:innen mit ihrer Art und ihrem Denken auch das ein oder andere mal ganz schön auf die Nerven gehen kann. Genau das gibt der Geschichte aber wiederum einen besonderen Pepp.

Bis auf die Social-Media-Follower gibt es leider nicht wirklich zahlreiche Antagonist:innen, sodass sich die Probleme leider so auflösen, wie sie es in vielen „Influencer-Geschichten“ tun, obwohl die Handlung durch die Zusammenhänge mit einer Beziehung unter Geschwistern, politischen Verflechtungen und privaten Problemen zahlreiche Möglichkeiten bietet. So hat man als Leser:in das Gefühl, auf einigen Seiten mitten in der Geschichte stehen gelassen zu werden und kann nur hoffen, dass die offenen Handlungsstränge im zweiten Teil der Vienna-Reihe aufgeklärt werden, der in der zweiten Jahreshälfte erscheint. Positiv hervorzuheben ist, dass es sich trotz der „Bad Boy“ und „Friends to enemies“-Klischees, die im Buch auftauchen, nicht um die klassische Geschichte von zwei Liebenden aus komplett unterschiedlichen Verhältnissen handelt. Zudem ist die Stadt Wien als Handlungsort treffend gewählt, was die Handlung von anderen Romanen abhebt und die österreichische Nüchternheit, gegenüber den sonst so aufgeregten amerikanischen Orten zur Geltung bringt.

Insgesamt können sich alle „Enemies to lovers“-Fans und all diejenigen, die gerne Geschichten über Familien- und Stiefgeschwister-Verlogenheiten lesen, auf eine unterhaltsame Lektüre mit undurchsichtigen Charakteren und den Kontrasten von „Social Media und Politik“ freuen. Für alle, die dagegen lieber hoffnungslos romantische Handlungsstränge oder selbstbewusste Charaktere mögen, ist „Vienna: Blinding Lights“ womöglich nicht die richtige Wahl.
 
Erschienen bei Carlsen

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Autorin / Autor: Larissa M. - Stand: 2. April 2024