Gleiche Songwahl = gleiche Wertevorstellungen?
Studie: Warum Musik verbindet
Sag mir, was du hörst und ich sag dir, ob du zu mir passt. Geht es nach einer neuen Studie, verbindet Musik mehr als gleiche Charaktereigenschaften. Wie ein internationales Forscherteam um Diana Boer festgestellt hat, entscheidet der Musikgeschmack darüber, ob uns unser Gegenüber sympathisch ist. Klar, wer den gleichen Musikgeschmack hat, hat ein Gesprächsthema, das über Smalltalk hinausgeht. Doch die Musik scheint noch weiter unter die Haut zu gehen. Denn mit unterschiedlichen Musikstilen verbinden wir immer auch gewisse Werte, und das Teilen dieser Werte verbindet, so die ForscherInnen.
In der ersten Studie befragten die WissenschaftlerInnen 325 Teilnehmende im Durchschnittsalter von 20 Jahren nach ihren Musikvorlieben. Zudem ermittelten sie durch einen Fragebogen die Charaktereigenschaften und Wertevorstellungen der jungen Erwachsenen. Zusätzlich wollte das Forscherteam von allen Beteiligten wissen, welche Eigenschaften und Wertevorstellungen sie den Fans der unterschiedlichen Musikrichtungen (Rock, HipHop, Jazz, Klassik usw.) zuschrieben, und ob sie sich gerne mit den unterschiedlichen Personen treffen würden. Das wenig überraschende Ergebnis: Die Teilnehmerinnen wollten sich am liebsten mit den Personen treffen, die den gleichen Musikgeschmack teilen – aber vor allem auch die gleichen Werte. Zeigten sich ähnliche Wertvorstellungen bei zwei Testpersonen, so stimmten meist auch ihre Musikvorlieben überein. Tendenziell hörten diejenigen, denen Werte wie Toleranz wichtiger sind, lieber Rock, diejenigen, denen Sicherheit besonders am Herzen liegt, mögen eher Techno und HipHop. Ob jemand eher laut, chaotisch, selbstbewusst war, spielte für die Befragten bei der Sympathie der Fremden kaum eine Rolle.
In einem weiteren Experiment befragte das Forscherteam 94 Studenten, die in Zweier-WGs lebten. Auch hier war das Ergebnis ähnlich: Wer die gleiche Musik bevorzugte, teilte die gleichen Wertevorstellungen und stand sich näher als WG-BewohnerInnen, die unterschiedliche Musik hörten. Was uns im Leben wichtig ist, bestimmt demnach den Harmoniefaktor zu anderen und nicht unbedingt unsere Charaktereigenschaften und Macken.
Nach dieser Studie hätte wohl jemand der „von allem etwas“ als Musikgeschmack angibt, mehr potentielle Freunde zur Auswahl als jemand, der auf keltische Harfenmusik steht. Dem dürfte noch nachzugehen sein ;-)
Die Studie erscheint in der September-Ausgabe des "Personality and Social Psychology Bulletin", doi: 10.1177/0146167211407521
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 16. August 2011