Was hilft gegen Verschwörungsglauben?
Britische Studie fand heraus, dass Begegnungen zwischen unterschiedlichen Gruppen Verschwörungsdenken reduzieren kann
Verschwörungserzählungen haben in komplexer werdenden Zeiten wie diese, in denen wir gerade leben, Konjunktur. Immer mehr dieser kruden Geschichten werden verbreitet und immer öfter treffen sie mit ihren rassistischen oder antisemitischen Inhalten besonders Minderheiten. Es gibt jedoch ein mögliches Heilmittel dagegen: Wie eine neue Studie der University of East Anglia (UEA) zeigt, können Begegnungen von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund die Befürwortung und Toleranz von Verschwörungstheorien verringern.
Dr. Charles Seger von der UEA: "Einige Verschwörungstheorien beziehen sich auf Dinge wie die Mondlandung oder auf ernstere Dinge wie die Art und Wirksamkeit von Impfstoffen. Wir wissen aus früheren Forschungen, dass es schädlich sein kann, wenn man Verschwörungsvorstellungen ausgesetzt ist, auch wenn man sie nicht teilt. Es kann zum Beispiel dazu führen, dass Menschen sich weniger politisch engagieren." Viele Verschwörungserzählungen bezögen sich aber auch auf benachteiligte Gruppen oder Minderheiten wie Juden und Jüdinnen oder Migrant:innen, denen unterstellt werde, in geheime Intrigen und Pläne verwickelt zu sein oder die Gesellschaftsordnung zerstören zu wollen. "Diese Art von Verschwörungsglauben verstärkt Vorurteile gegenüber diesen Gruppen, und es ist sehr wahrscheinlich, dass Gewalt und Völkermord durch diesen Verschwörungsglauben angeheizt werden", erklärt Seger.
Kann Freundschaft helfen?
Was aber hilft, diese Entwicklungen zu stoppen? Das Forschungsteam um Dr. Seger wollte genau das herausfinden und untersuchte, ob freundschaftliche Interaktionen mit anderen Gruppen von Menschen Verschwörungsüberzeugungen verringern können. Dazu führte es drei Studien mit mehr als 1.000 Personen durch. In den ersten beiden Studien befragten die Wissenschaftler:innen britische Teilnehmer:innen nach ihren Erfahrungen mit Kontakten zu Migrant:innen oder Juden und Jüdinnen und ihrem Glauben an Verschwörungstheorien in Bezug auf diese Gruppen. In einer dritten Studie wurden die Teilnehmenden gebeten, an ein positives Erlebnis im Kontakt mit einer jüdischen Person zu denken und dann zu berichten, welche Verschwörungsvorstellungen sie über diese Gruppe hatten. In jeder Studie berichteten sie auch über ihre Gefühle von Vorurteilen gegenüber der Zielgruppe.
Das Ergbnis: "Wir fanden heraus, dass Menschen, die freundschaftliche Kontakte mit jüdischen Menschen oder Migrant:innen hatten oder sich einen positiven Kontakt ausmalten, weniger Verschwörungstheorien über sie glaubten," so Seger.
Es gäbe komplexe Gründe dafür, warum Menschen Verschwörungstheorien über verschiedene Gruppen glauben, und solche Erzählungen seien bekanntlich schwer zu korrigieren, erklärt der Wissenschaftler. Leider funktioniere es auch häufig nicht, genauere Informationen zu liefern. Deshalb sei es spannend, dass diese Intervention aus der Studie helfen könne, den Verschwörungsglauben zu reduzieren. "Unsere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Zusammenbringen von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund die Befürwortung und Toleranz von Verschwörungstheorien verringern kann. Dies könnte ein nützliches Instrument für Pädagog:innen, politische Entscheidungsträger:innen und diejenigen sein, die sich für eine harmonischere Gesellschaft einsetzen."
Und Dr. Daniel Jolley von der Universität von Nottingham ergänzt: "Die Forschungsergebnisse bieten einen vielversprechenden Ausgangspunkt für die Entwicklung von Instrumenten, mit denen verschiedene Gruppen von Menschen zusammengebracht werden können, die normalerweise keinen Kontakt haben. Das könne positive Gespräche fördern, um zu verhindern, dass sich potenziell schädliche Verschwörungstheorien durchsetzen."
Zwar könne ein positiver Kontakt nicht alle Probleme im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien über bestimmte Gruppen lösen, aber die Studienerkenntnisse seien ein bemerkenswerter Durchbruch, der zu einer Verringerung von Verschwörungsvorstellungen in der Allgemeinbevölkerung führen könnte, fügte er hinzu.
Diese Forschung wurde von der Universität Nottingham in Zusammenarbeit mit der UEA geleitet.
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Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 20. Juli 2023