Was ist Liebe? Eine Frage, viele Antworten
Autor: Nikolaus Nützel
Ab 14 Jahren
Kann ein Sachbuch, das in der Einleitung Sachbücher über Liebe als meistens misslungen bezeichnet denn überhaupt Sinn machen? Wer sich noch nie mit unterschiedlichen Definitionen und Ansichten der Liebe beschäftigt hat, der sollte in "Was ist Liebe" unbedingt mal reinlesen.
Das ganze Buch startet mit einer Party-Situation, auf die im Laufe der Kapitel immer wieder Bezug genommen wird.
Zuerst beleuchtet der Autor die Liebe aus wissenschaftlicher Sicht, mit der Brille der Evolutionspsychologie, sowohl die weibliche als auch die männliche Perspektive.
Laut dieser Sicht wollen Männer nur ihr Erbgut weitergeben, an so viele Frauen wie möglich. Frauen hingegen sind wählerischer, brauchten sie doch früher in der Steinzeit einen längerfristigen zuverlässigen Versorger. Aber da sind doch Konflikte vorprogrammiert, oder nicht?
Liebe ist oft auch die Suche nach Sicherheit und Nähe, aber viele weitere ganz praktische oder seelische Bedürfnisse tragen zur Entstehung von Liebe bei. "Romantische Liebe" haben wir nach manchen Ansichten aber auch erst seit einer Weile antrainiert, sprich erlernt. Das Wissen, wie wir uns in Beziehungen verhalten, wie Zuneigung ausgedrückt wird etc. haben wir alles durch Sozialisation gelernt. Geborgenheit, miteinander verschmelzen oder auch Einsamkeit überwinden, das sind alles weitere Gründe, warum wir lieben. In der Gesellschaft ist das "Glück in der Liebe" eine große Sache. Kein Wunder, Paare sind meistens gesünder, da weniger krankheitsanfällig.
Aber können Menschen überhaupt monogam (also nur einem Partner treu) sein? Naturgemäß eigentlich nicht, da wir aber auch einen Verstand und Bedürfnisse haben, die nicht nur aus Sex bestehen, kann Treue tatsächlich existieren.
In einem weiteren Kapitel wird geklärt, ob es überhaupt den oder die Richtige/n geben kann. Laut Experten ist vor allem die gute Konfliktfähigkeit zwischen Paaren elementar, um vorherzusagen ob eine Partnerschaft hält oder nicht.
Zwischen den Seiten findet man immer wieder Statistiken, Gedichte und Bräuche zum Thema Liebe.
In weiteren Kapiteln kann man noch von unterschiedlichen anderen Arten der Liebe lesen: Gleichgeschlechtliche Liebe, Gottesliebe, krankhafte Liebe oder auch Scheidung/Trennung. Und: kann man eigentlich auch anderes wirklich lieben, also Dinge oder Essen oder Tiere?! Und was passiert chemisch im Körper, wenn man verliebt ist bzw. tiefe Liebe spürt?
Das Schlusswort finde ich besonders toll: Nur wer Selbstliebe hat, der kann auch andere lieben. Und besser ist es, keinen vorgefertigten Liebesfilm im Kopf zu haben, sondern selbst Entscheidungen zu treffen.
Insgesamt ein guter grundlegender Überblick über das Thema, ein paar ganz gute pädagogische Ansätze und weitestgehend nicht wertend. Leider ist das Layout und teilweise der Schreibstil nicht ganz so mein Ding. Ich hätte mir gewünscht, dass es nicht nur Definitionen, sondern auch mehr Tiefe und spannende Anregungen etc. zum Thema gibt. Auch die Zwischenseiten (Gedichte, Bräuche etc.) und ein paar der Kapitel fand ich etwas überflüssig und nicht ansprechend.
*Erschienen bei arsEdition*
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Autorin / Autor: mietzi8 - Stand: 23. Februar 2018