Was macht Menschen zynisch?

Eine Studie internationaler Wissenschaftler_innen sieht einen Zusammenhang zwischen erlebter Respektlosigkeit und Zynismus

"Die kann das doch sowieso nicht" oder "Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sich diese Gesellschaft jemals verändern wird?!". Solche und ähnliche Aussagen kommen von Menschen, die ein zynisches Weltbild nach außen tragen, das von Sarkasmus, Spott, Sticheleien oder Boshaftigkeit geprägt ist. Aber wie wird man zum Zyniker/zur Zynikerin? Laut neuen Studienergebnissen internationaler Wissenschaftler_innen sind dem zynischen Verhalten eine Reihe von Erfahrungen vorausgegangen, in denen Menschen respektlos behandelt wurden. Dummerweise erhöht die zynische Reaktion darauf wiederum die Wahrscheinlichkeit, von anderen weiter respektlos behandelt zu werden und sich auch selbst respektlos gegenüber anderen verhalten. Ein unheilsamer Teufelskreislauf also.

Die Forscher_innen nutzten für ihre Untersuchungen verschiedene Methoden: Der kausale Effekt von erlebter Respektlosigkeit auf Zynismus sowie im umgekehrten Fall, also von Zynismus auf erlebte Respektlosigkeit, konnte in insgesamt fünf experimentellen Studien mit 1.149 Teilnehmenden und einer Tagebuch-Studie mit 462 Teilnehmenden belegt werden.
Eine Querschnittuntersuchung von Daten des European Social Survey (ESS) mit repräsentativen Bevölkerungsstichproben europäischer Länder belegte einen deutlichen Zusammenhang zwischen erlebter Respektlosigkeit und Zynismus in 28 von 29 Ländern. Eine Längsschnittuntersuchung von Daten der US-amerikanischen Health and Retirement Study (HRS) mit insgesamt 19.922 befragten Personen zeigte, dass einerseits erlebte Respektlosigkeit die Entwicklung von Zynismus über einen Zeitraum von vier Jahren vorhersagte und andererseits ein zynisches Menschenbild auch das zukünftige Erleben von Respektlosigkeit wahrscheinlicher machte.

Der Sozialpsychologe Dr. Daniel Ehlebracht von der Universität zu Köln sagt dazu: „Wenn Menschen von anderen respektlos behandelt werden, dann tendieren sie häufig dazu, ihre negativen Erfahrungen zu generalisieren und andere Menschen unberechtigterweise ganz allgemein für unmoralisch, unfair und egoistisch zu halten. Ein solchermaßen verzerrtes Menschenbild kann jedoch dazu führen, dass man paradoxerweise erneute schlechte Erfahrungen mit Mitmenschen provoziert und auch selber dazu neigt, andere schlecht zu behandeln.“

Die neuen Erkenntnisse der Wissenschaftler_innen können so auch einen Beitrag dazu leisten, zu verstehen, wieso in vielen Gesellschaften Zynismus und Respektlosigkeit gegenüber Mitmenschen auf dem Vormarsch sind.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung