Was uns mit modernen Zombies verbindet

Sozialwissenschaftliche Studie über veränderte Rollenvorbilder

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In England scheint sich ein neuer Zombie-Trend breitzumachen: Ob in Computerspielen, Filmen oder bei organisierten Zombie-Spaziergängen durch Großbritanniens Städte - Zombies scheinen praktisch überall zu sein. Jetzt wollen Britische ForscherInnen herausfinden, ob es eine Verbindung gibt zwischen dem gestiegenen Interesse an Zombies und ihrem Verhalten und aktuellen öffentlichen Meinungen und Verhaltensweisen.

"Zombies sind jetzt sehr in", erklärt Dr. Pearce, Sozialwissenschaftler, "aber was wirklich interessant und möglicherweise viel beunruhigender ist, ist die Tatsache wie sich die heutigen Zombies - ob im Fernsehen, im Kinofilm oder in Computerspielen vom ursprünglichen Zombie-Konzept entfernt haben".

Frühere Zombies, die das erste Mal im Horrorfilm "White Zombie" von Victor Halperin aus dem Jahr 1932 auftauchten, seien demoralisierte, untote Sklaven von Voodoo-Priestern gewesen. Entscheidend sei, dass es in diesem Konzept ein Happy-End gab, das Hoffnung machte auf Erlösung, in dem es den Sturz des herrschenden Meisters durch seine Zombie-Sklaven darstellte. Ab den späten 1960er Jahren habe sich die Darstellung des Zombies verändert; von da an seien sie zunehmend als Monster-Horden dargestellt worden, die sich fremder Gehirne bemächtigen, ohne einen Meister zu haben, der ihnen ihr grausames Verhalten diktiert. Ohne solch einen Meister sei es den modernen Zombies aber nicht möglich, sich gegen ihre Fernsteuerung aufzulehnen und sich zu befreien, argumentiert Dr. Pearce. Es seien keine wirksamen Pläne für einen Widerstand vorhanden, und somit gäbe es keine Hoffnung für die Zukunft in den modernen Zombie-Geschichten. Pearce vermutet, dass diese Zombies heutzutage deshalb so gut ankommen, weil sie ein Gefühl der Machtlosigkeit spiegeln, dass viele Menschen in der modernen Gesellschaft erleben.

*Zurück zu den wehrhaften Zombies*
Die entscheidende Frage sei aber, warum die Menschen - so wie die modernen Zombies - nicht bereit seien, sich gegen Machthaber zu erheben und so wenig politisches Interesse zeigen. "Es scheint eigentlich heute die richtige Zeit dafür gekommen zu sein, sich das ursprüngliche Zombie-Konzept zurückzuerobern, eines von widerständischen Wesen, die sich erfolgreich wehren können", so  Pearce. Das heutige Zombie-Fieber sei eine wirklich gute Gelegenheit, um die Menschen zum Nachdenken darüber zu bringen, wer ihr Denken kontrollieren wolle und was sie dagegen tun könnten, philosophiert der Forscher weiter. Eine der tragendsten Säulen solcher Denkkontrollen sieht der Wissenschaftler zum Beispiel in einer entfesselten Konsumgesellschaft. Während frühere Zombies umherwanderten, um menschliche Gehirne zu "konsumieren", seien die modernen Exemplare nur noch an den neuesten Markenartikeln interessiert. Für die Mächtigen sei eine solche "Zombie-Gesellschaft", die keine Fragen stellt, natürlich eindeutig nützlich.

Ob uns die Indentifikation mit Zombies tatsächlich zu besseren Menschen macht, bleibt natürlich abzuwarten ;-).

Dr. Nick Pearce wird die Erkenntnisse aus seiner neuen Studie über das britische Zombie-Phänomen auf einer Veranstaltung im Rahmen des Economic and Social Research Council (ESRC) Festivals der Sozialwissenschaften präsentieren.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 27. Oktober 2011