Was wir nicht kommen sahen
Autorin: Katharina Seck
Der Roman "Was wir nicht kommen sahen" der Autorin Katharina Seck thematisiert den Suizid der 18-jährigen Ada aufgrund von Stalking und digitaler Gewalt.
Ada ist 18 Jahre alt, wohnt bei ihren Eltern und geht noch zur Schule. In ihrer Freizeit trifft sie sich gerne mit ihrer besten Freundin Kim und streamt seit einiger Zeit live auf Twitch, wo sie ihren eigenen Account #theadagames hat.
Doch mit der Zeit nimmt die Existenz, die sich Ada online aufgebaut hat immer mehr Zeit in Anspruch und wendet sich zum negativen. Sie bekommt Hasskommentare, Drohungen und Gewaltfantasien gegen sie und ihre Familie zu spüren. Ihre Hater sind schließlich sogar an ihre Adresse gekommen, bestellen Lieferungen zu ihr nach Hause, verursachen Feuerwehreinsätze und werfen anonyme Drohbriefe in ihren Briefkasten.
Als Ada ein Video veröffentlicht, in dem sie offen über Hass im Netz und Patriarchalismus redet, bekommt sie viel Zustimmung und Anerkennung, aber mindestens doppelt so viel Hass zurück.
Das Video verbreitet sich überall und kurz zuvor sind auch gefälschte Nacktbilder von Ada im Netz aufgetaucht.
Adas Versuch, mit der Schulsozialarbeiterin zu reden scheitert. Sie fühlt sich immer hilfloser und stürzt sich eines Abends von einer Brücke hinab.
Die Nachricht über den Suizid ihrer Tochter lässt das Leben ihrer Eltern still stehen. Sie haben es nicht kommen sehen, haben nicht bemerkt, wie es Ada ging und machen sich schreckliche Vorwürfe. Vor allem fragen sie sich aber nach dem warum. Was war passiert, warum hatte sich ihre Tochter von einer Brücke ins Nichts gestürzt?
Auch in der Schule und bei Adas Freunden hinterlässt ihr Tod tiefe Spuren und auch bei ihrer Streamingcommunity. Hier gibt es wiederum aber auch Anfeindungen.
Für Adas Eltern beginnt die Suche nach dem warum, die sie zu schockierenden Ereignissen führt, in Protesten, Anzeigen und Demos endet.
Ich kann den Roman auf jeden Fall weiterempfehlen. Er thematisiert sehr realitätsnahe Themen und zeigt, welchen Einfluss anonyme Internetgruppen, Mobbing, Stalking…haben.
Durch was Menschen, denen diese Dinge widerfahren, gehen müssen, wird anhand von Adas Geschichte sehr gut verdeutlicht.
Ebenso wird die Lücke, die ein Suizid hinterlässt sowie die Frage nach dem warum sehr gut dargestellt.
Man merkt, dass der Spruch "Es muss immer erst was geschehen", den Ada vor ihrem Tod auf die Brücke geschrieben hat, leider oft Realität ist und dass es oft erst zur Katastrophe kommt, bevor sich etwas verändert.
Ich kann den Roman wirklich empfehlen, jedoch würde ich gegebenenfalls ein Mindestalter einfügen, auch wenn sich im Anhang Hilfsanlaufstellen befinden.
Nicht empfehlen würde ich den Roman Menschen, die gerade durch eine schwere Zeit gehen, eventuell selbst durch Mobbing gehen oder Suizidgedanken haben.
Erschienen bei Lübbe
Autorin / Autor: Anna B. - Stand: 11. November 2024