Weil wir träumten
Autorin: Antonia Michaelis
Die sechzehnjährige Emma hat seit ihrer Geburt eine Krankheit, welche sie schon ihr ganzes Leben beeinflusst. Drei OPs im ersten Lebensjahr, Dauergast im Krankenhaus und seit zwei Jahren hat sie eine künstliche Pulmonalklappe. Emma hat es satt, ständig nur auf ihre Krankheit reduziert zu werden. Sie möchte einfach ein normales Leben führen und nicht immer hören „Emma beruhige dich, das ist nicht gut für dein Herz. Nein, du darfst das nicht machen. Und nein das auch nicht, das ist alles viel zu gefährlich.“
Um von all dem Stress der letzten Zeit Abstand zu nehmen, möchte Emma in den Urlaub fahren. Nach Madagaskar. Dort, wo die Wale ihre Kinder bekommen, der atemberaubende Urwald sich über das Inselparadies erstreckt und vieles mehr. Emma ist unfassbar fasziniert von Madagaskar, ihre Eltern aber nicht so sehr. Beide haben keine Zeit, empfinden den Flug als viel zu gefährlich und überhaupt, wieso Madagaskar?
Doch Emma kann sich durchsetzen und fliegt mit ihrer achtzigjährigen Urgroßmutter Elise nach Madagaskar. Der Flug ist für Emma schon anstrengend, am anstrengendsten sind jedoch die Kontrollen. Schließlich hat Emma genügend Medikamente im Gepäck, um ein ganzes Krankenhaus über mehrere Wochen zu versorgen. Erstmal in ihrem kleinen Inselresort angekommen, ist Emma begeistert von der Landschaft und den Menschen. Jedoch geht ihr der Schatten nicht mehr aus dem Kopf, den sie bei ihrer Ankunft im Badezimmer hat sitzen sehen. Wer war diese Person, mit einer Hibiskusblüte und dem buckeligen Rücken? Emma sieht die Person wieder, als sie gerade mit Elise Muscheln am Strand sammelt. Beide kommen über Umwege ins Gespräch. Fy und Emma sind fasziniert voneinander. Fy, die wie Emma sechzehn Jahre alt ist, hat bisher eher durchwachsene Erfahrungen mit Vazahas, also „Weißen“ gemacht und ist dementsprechend verwundert, als Emma ihr ihre Hilfe anbietet. Jedoch merkt Emma ziemlich schnell ,dass Fy und ihre Tochter Onja anders sind, als die anderen Angestellten auf der Insel. Aber was hat sie zu verschweigen und wieso warnen sie andere vor Fy?
*Meine Meinung zum Roman*
Mir gefällt, dass die tiefgründigen Protagonisten einerseits unglaublich stark sind und andererseits auch verletzlich. Beide kämpfen im Roman für ihre Unabhängigkeit, jedoch mit unterschiedlichen Kontrahenten. Ich fand es sehr schön zu sehen, wie die Atmosphäre auf der Insel auf Emma abfärbt. Jedoch ist Emma teilweise ziemlich leichtsinnig. Irgendwie kann ich das aber auch verstehen, dass Emma ihre nie da gewesenen Freiheiten auskosten möchte und vielleicht deswegen gewissermaßen über die Stränge schlägt. Ab der Mitte des Romans kommt etwas mehr Schwung in den Roman und man möchte immer mehr von dem erfahren, was Fy erlebt hat und Emma anvertraut. So kann man sehr gut nachvollziehen, welche Ängste und Schicksalsschläge Fy hatte und wieso sie sich manchmal so verhält. Durch das beginnende Abenteuer gerät Emmas Krankheit in den Hintergrund.
Neben dem angenehmen und flüssigen Schreibstil gefällt mir besonders, wie Antonia Michaelis authentisch ihre Erfahrungen auf diesen Roman übertragen hat. Sie selbst hat zwei Jahre auf Madagaskar gelebt und zeigt die Einblicke, die sie bekommen hat. Hierbei räumt die Autorin besonders mit gängigen Klischees auf. Durch den Roman werden besonders die Schattenseiten des Paradies deutlich. Deswegen hat es mich sehr zu Nachdenken angeregt und falls ich mal Madagascar besuchen werde, habe ich immer dieses Buch in Erinnerung!
*Fazit:*
Der Roman „Weil wir träumten“ von Antonia Michaelis ist ein Buch mit bewegender Botschaft zwischen den Zeilen. Es zeigt, dass sich trotz kultureller Unterschiede berührende Freundschaften entwickeln können. Jedoch würde ich das nicht für zu junge Leser empfehlen, da es einige schon nicht harmlose Szenen beinhaltet, die nicht leicht zu verarbeiten sind und die man vor allem nicht von dem Buch erwartet.
*Erschienen im Thienemann Verlag*
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Autorin / Autor: Pia - Stand: 11. April 2022