Meins, deins oder unser?
Am 26.4. ist Welttag des geistigen Eigentums
Am 26. April ist Welttag des geistigen Eigentums. Er soll den Wert und die Wichtigkeit der Kreativität und des geistigen Eigentums ins Rampenlicht rücken und verdeutlichen, wie schützenswert sie sind. Ins Leben gerufen wurde er im Jahr 2000 von der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) auf Anregung der UNESCO.
Das geistige Eigentum ist allerdings ein Thema, über das sich hervorragend streiten lässt. Wem gehört eine Idee, dem, der sie zuerst gehabt hat oder der sie berühmt macht? Wem gehört ein schöner Satz, der einem ganz ureigens aus der Feder fließt und den doch ein anderer schon früher irgendwo niedergeschrieben hat, ohne dass man davon wusste? Wann ist die Verwendung fremder Zitate, Gedanken, Ideen plumper Klau, wann künstlerische Freiheit und die Erschaffung etwas Neuem durch originelle Aufbereitung und Verwendung in ganz neuen Zusammenhängen? Und ist es wirklich im Sinne von KomponistInnen, wenn Kinder in der Schule ihre Lieder nicht mehr singen dürfen, weil dann Gema-Gebühren fällig würden.
*Berühmte Klauer*
Große Künstler, bekannte Politiker ;-), weltberühmte Musiker - kaum ein Kreativer kam und kommt ohne fremde Ideen aus und in der Vergangenheit wurde das auch weitaus weniger dramatisch gesehen als heute. Der Dichter Heinrich Heine etwa hielt Plagiatsvorwürfe für Unsinn, indem er erklärte, nichts sei "törichter als das Begehrnis, ein Dichter solle alle seine Stoffe aus sich selber heraus schaffen". Ob Shakespeare, Brecht, Thomas, Goethe oder die Beatles - sie alle sind streng genommen Ideen-Klauer, haben sie sich doch bei anderen bedient, ihre Ideen, Texte oder Kompositionen für ihre eigenen Werke ausgeweidet.
Heute erschüttern frisch erwischte Plagiatoren wie Helene Hegemann (Autorin von Axolotl Roadkill) oder Theodor zu Guttenberg immer wieder medienträchtig den Glauben an die Einzigartigkeit des menschlichen Geistes.
*Brotlose Kunst?*
Durch die manchmal kaum kontrollierbare Verbreitung von Inhalten im Internet bekommt das "geistige Eigentum" heute vor allem eine ökonomische Dimension - etwa wenn Bücher, Musik oder Filme illegal heruntergeladen oder geklaute Werke gar gegen Geld im Netz angeboten werden. KünstlerInnen fühlen sich dann zu Recht um den Lohn ihrer Arbeit betrogen. Auch ihr würdet es sicher nicht gerne sehen, wenn andere sich mit euren Gedichten schmücken, eure Fotos unter ihrem Namen bei Wettbewerben einreichen oder eine eurer Ideen als ihre eigene ausgeben und sie dann am besten noch verkaufen, ohne dass ihr daran irgendwie beteiligt würdet.
Kulturwertmark für gerechte Entlohnung kreativer Leistungen
Die politischen Lösungen und Gesetzesentwürfe zum Umgang mit urheberrechtlich geschütztem Material werden darum auch immer wieder sehr kontrovers diskutiert. Werden Privatleute kriminalisiert, nur weil sie ihre Lieblingsmusik mit anderen teilen wollen? Haben die KünstlerInnen überhaupt etwas davon, wenn ihre Werke sich nicht so ausbreiten dürfen, wie sie könnten, wenn es nicht so strenge Regeln gäbe? Profitieren am Ende vor allem die Unterhaltungsindustrie und die Verwertungsgesellschaften von den derzeit geltenden Gesetzen?
*CCC: Kulturwertmark für gerechte Entlohnung kreativer Leistungen*
Einen Vorschlag zur gerechten Entlohnung von Künstlerinnen und Künstlern hat der Chaos Computer Club gemacht. Die sogenannte Kulturwertmark soll dafür sorgen, dass Beiträge für die Nutzung kreativer Beiträge auch wirklich bei den KünstlerInnen ankommen - und zwar denen, deren Werke man wirklich konsumiert und die man unterstützen möchte. Der Entwurf sieht vor, dass etwa mit der Gebühr für den Internetanschluss ein pauschaler Beitrag zu entrichten ist. Dieser steht dem Nutzer in Form von Einheiten zur Verfügung, die sie direkt dem Urheber ihrer Lieblingslieder, Libelingsbilder etc. zuteilen können. Hat der Künstler mit seinem Werk einen bestimmten Wert von Kulturwertmark erhalten, geht das Werk automatisch in den Besitz der Öffentlichkeit über.
Was da wohl die Unterhaltungsindustrie zu sagen würde?
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 26. April 2011