Weniger nerdig als gedacht
Neue Studie zeigt, dass Schüler:innen unterschiedliche Vorstellungen vom „idealen“ Informatikstudenten haben
Welches Bild habt ihr von Informatikstudierenden? Introvertiert, nerdig, sozial isoliert? Forscher der University of Reading wollten genauer wissen, ob diese Vorstellungen noch immer in den Köpfen Jugendlicher herumgeistern und haben gemeinsam mit Kollegen des King's College London nun ein differenzierteres Bild der/des „idealen“ Informatikstudierenden aufgedeckt. Kleiner Spoiler: Sie konten das lange Zeit vorherrschende Klischee des „Strebers“, des cleveren, detailorientierten Mannes, dem es an sozialer Kompetenz mangelt, widerlegen.
Die in der Zeitschrift Educational Review veröffentlichte Studie analysierte rund 9000 Antworten von über 3.000 Sekundarschüler:innen zwischen 11 und 16 Jahren in England. Obwohl Intelligenz immer noch als wichtiges Kriterium genannt wurde, ergab die Studie, dass die Schüler:innen inzwischen ein viel breiteres Spektrum an Eigenschaften bei Informatikstudent:innen sehen, einschließlich Kreativität und Zusammenarbeit.
Für Professor Billy Wong von der Uni Reading ist dies ein gutes Zeichen, um die Informatikausbildung für breitere Kreise attraktiver zu machen. "Stereotypen existieren nicht ohne Grund, können aber für einige unterrepräsentierte Gruppen ein starkes Hindernis für die Teilnahme sein. Unsere Ergebnisse zeigen, dass junge Menschen erkennen, wie wichtig es ist, in der Informatik sachkundig und fleißig zu sein, und dass sie auch weichere Eigenschaften wie Kreativität und Zusammenarbeit schätzen. Dies stellt das weit verbreitete Klischee in Frage, wonach Informatiker einfach nur 'schlau' sind, aber gesellschaftlich benachteiligt.“
Mehr potenzielle Informatiker:innen?
Bei der Studie identifizierten die Forschenden acht Hauptgruppen von Eigenschaften: Pfiffig und clever - wissend und interessiert - entschlossen und fleißig - freundlich und hilfsbereit - kreativ - unabhängig - selbstbewusst - kooperativ. Es zeigte sich, dass Schüler:innen, die eine Karriere in der Informatik vorstellen können, eher Wert auf verschiedene Eigenschaften legten, die über die reine Intelligenz hinausgehen.
Mädchen stellten sich den/die ideale:n Informatikstudent:in eher als unabhängig, aber seltener als freundlich und hilfsbereit vor. Während Schüler:innen aus benachteiligten Verhältnissen sich eher auf Intelligenz als Schlüsseleigenschaft konzentrierten.
Laut Professor Wong können diese Erkenntnisse Pädagog:innen und politischen Entscheidungsträger:innen helfen, ein umfassenderes Bild der Informatik zu vermitteln. "Indem wir die vielfältigen Fähigkeiten, die in diesem Bereich gebraucht werden, hervorheben, können wir mehr junge Menschen dazu ermutigen, sich selbst als potenzielle Informatiker zu sehen.“
Die Studie ist Teil des SCARI-Computerprojekts, einer dreijährigen Studie, deren Ziel es ist, zu verstehen, welche Faktoren die Teilnahme und Leistung in der Informatikausbildung beeinflussen. Der Schwerpunkt liegt auf der Bekämpfung der Unterrepräsentation von Mädchen in diesem Bereich.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 21. August 2024