Wenn Smartphones ans Lernen erinnern...

... bringt das nicht viel. Eine Studie zeigt, dass bloße "Reminder" nicht dazu führen, dass Schüler:innen sich öfter ihren Lernaufgaben widmen.

Handys erinnern uns an Geburtstage, an Zahnarzttermine, an ausreichendes Trinken und daran, uns endlich auf den Hosenboden zu setzen und für die nächste Klausur zu lernen. Bringt das was? Während Geburtstagserinnerungen recht effektiv sein dürften, scheint das ermahnende Gebimmel als Erinnerung ans Lernen recht wirkungslos. Das haben Forscher:innen des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation herausgefunden, die überprüfen wollten, ob das eine wirksame Methode zur Ermunterung sein könnte. Ihr Fazit: Einfache Erinnerungen wie Push-Meldungen haben eher negative Effekte auf die Lernzeiten. Zwar würden Schüler:innen an den Tagen, an denen sie erinnert werden, häufiger lernen als an Tagen ohne Erinnerung. Insgesamt jedoch lernte eine Kontrollgruppe, die nie erinnert wurde, an mehr Tagen.

Lernen nur bei Erinnerung?

An der Studie hatten 85 Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren teilgenommen. Diese teilten die Forschenden in zwei Gruppen ein und zeichneten anhand der Nutzungsdaten einer Vokabel-Lernapp über 36 Tage deren Lernverhalten nach. Die Reminder-Gruppe wurde insgesamt bis zu 16 Mal in unregelmäßigen Abständen an das Lernen erinnert, die Vergleichsgruppe hingegen erhielt keine solchen Erinnerungen.

Dabei zeigte sich, dass die Gruppe, die keine Erinnerungen erhielt, sich durchschnittlich an 26 von den 36 Tagen mit den Vokabeln befasste. Demgegenüber nutzten Schüler:innen aus der Reminder-Gruppe nur an 22 Tagen die App. An Tagen, an denen ihr Smartphone sie an das Lernen erinnerte, lag die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit zu üben bei 69 Prozent, an Tagen ohne Reminder hingegen nur bei 60 Prozent. Gerade zum Ende des Beobachtungszeitraums hin lernten die Schüler:innen jedoch oft nur noch an den Tagen, an denen sie eine Erinnerung erhielten. In der Kontrollgruppe ließ das Lernverhalten nach einiger Zeit zwar ebenfalls nach, aber nicht so stark wie in der Reminder-Gruppe. In Vokabeltests wiederum schnitten die Schüler:innen beider Gruppen nahezu gleich ab.

Passende Lernstrategie für sich selbst finden ist besser

Diese Ergebnisse ergänzen die Ergebnisse aus einer früheren Studie derselben Arbeitsgruppe. Demnach können spezielle Lernplanungs-Apps durchaus dabei helfen, den Alltag und das Lernen zu organisieren. Nach Aussage von DIPF-Forscherin Nobbe macht es also einen Unterschied, ob es sich um eine einfache Erinnerung etwa per Push-Meldung handelt oder ob die Schüler:innen für sich in einer dafür geeigneten App individuelle Lernpläne oder Selbstverpflichtungen entwickeln und diese über Erinnerungen verfestigen.

„Insgesamt sollte das Lernen eine Gewohnheit sein und nicht von Remindern bestimmt werden“, so die Psychologin. „Das Ziel sollte sein, dass Schüler:innen die Fähigkeit entwickeln, für sich selbst passende Lernstrategien zu finden und anzuwenden. Reminder können dabei eine Rolle spielen, sollten aber eigentlich im Laufe der Zeit überflüssig werden, weil sich der Lernprozess verselbstständigt.“


Die Studie wurde in der Zeitschrift „Science of Learning“ vorgestellt und ist frei verfügbar.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 23. Juli 2024