Hand auf's Herz: Hast du in der letzten Zeit anderen mal etwas Gutes getan? Menschen, die nicht zu deiner Familie gehören und auch nicht zu deinem Freundeskreis, sondern Leute, die du kaum bis gar nicht kanntest? Wenn nicht, solltest du das vielleicht mal ausprobieren, denn das Schneeschaufeln vor Nachbars Haus oder die Essensausgabe in der Suppenküche helfen nicht nur den Empfänger_innen der guten Taten, sondern nutzen offenbar auch Teenagern, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Das fand Professorin Laura Padilla-Walker von der Brigham Young University in einer Längsschnittstudie heraus, die sie zusammen mit einem ehemaligen Studenten (Xinyuan Fu, Central University of Finance and Economics, China) durchgeführt hat. Ihre Studie ergab, dass Jugendliche, die prosoziales Verhalten - wie Helfen, Teilen und Trösten - gegenüber Fremden gezeigt haben, ein Jahr später ein höheres Selbstwertgefühl hatten. Es mussten allerdings wirklich Fremde sein, bei helfenden Aktionen gegenüber Freund_innen und Familie zeigte sich nämlich keine Änderung.
*Was das Selbstwertgefühl bei Teenagern steigert*
"Diese Studie hilft uns zu verstehen, dass junge Menschen, die denen helfen, mit denen sie keine Beziehung haben, sich im Laufe der Zeit besser fühlen", sagte Padilla-Walker. "Angesichts der Bedeutung des Selbstwertgefühls während der Teenagerjahre, ist dies eine wichtige Erkenntnis. Es deutet darauf hin, dass die Hilfe, die man Fremden schenkt, anders auf die moralische Identität oder die Selbstwahrnehmung auswirkt, als wenn man Freunden oder Familienmitglieder zur Seite steht, obwohl es sich dabei ja auch um gute Taten handelt.
Padilla-Walker verfasste bereits vorher mehrere Studien, die sich mit prosozialem Verhalten beschäftigen. Dabei zeigte sich schon, dass Teenager, die helfen, weniger oft in Schwierigkeiten geraten und bessere familiäre Beziehungen haben. Die vorliegende Untersuchung betrachtet hingegen zum ersten Mal die Auswirkungen auf das Gefühl der Selbstachtung bei Jugendlichen.
*Ich helfe Leuten, die ich nicht kenne*
Die Forscher_innen untersuchten 681 Jugendliche zwischen 11 und 14 Jahren aus zwei US-Städten über einen Zeitraum von 2008 bis 2011. Die Teilnehmer_innen sollten Fragebögen mit 10 Aussagen zu ihrem Selbstwertgefühl beantworten, darunter Sätze wie "Ich fühle mich manchmal nutzlos" oder "Ich bin mit mir selbst zufrieden". Auch das prosoziale Verhalten wurde untersucht. Dazu sollten die Jugendlichen Angaben zu verschiedenen Aspekten von Freundlichkeit und Großzügigkeit machen, wie z.B. "Ich helfe Leuten, die ich nicht kenne, auch wenn es für mich nicht leicht ist" oder "Ich tue alles, um meine Freunde aufzuheitern" oder "Ich genieße es sehr, kleine Gefälligkeiten für meine Familie zu tun".
"Einzigartig an dieser Studie ist, dass sie helfendes Verhalten in Bezug auf verschiedene Adressaten untersucht", erklärt Padilla-Walker. "Nicht alle Hilfsmaßnahmen sind gleich. Prosoziales Verhalten gegenüber Fremden wirkt auf vielfältige Weise schützend, das unterscheidet es von anderen Arten der Hilfe. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass der Zusammenhang zwischen prosozialem Verhalten und Selbstwertgefühl über einen Zeitraum von einem Jahr hinaus besteht - und das in allen drei Altersstufen. Dies deutet auf eine stabile Verbindung zwischen Hilfeleistung und Selbstvertrauen in den frühen Jugendjahren hin".
*Anderen helfen, die weniger Glück haben*
Für die meisten Jugendlichen stehen Selbsterforschung und Selbsterkenntnis an oberster Stelle, das bringe auch mal Verwirrung mit sich, so Padilla-Walker. Eltern sollten ihren Kindern dabei helfen, Vertrauen, Selbstachtung und Selbstwertgefühl zu entwickeln. Wenn sie bemerkten, dass ihre Kinder dazu tendieren, sich zu stark auf sich selbst zu konzentrieren, sollten sie ihnen anbieten, anderen zu helfen, die weniger Glück haben, rät Padilla-Walker. "Es ist am besten, wenn Jugendliche den Nutzen ihrer Hilfe direkt bei anderen sehen können. Dies kann die Dankbarkeit bei jungen Menschen erhöhen und ihnen helfen, sich weniger auf ihre eigenen Probleme zu konzentrieren." Außerdem könne es dazu führen, dass sie neue Freunde finden oder wieder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.
Autorin / Autor: Redaktion/Pressemitteilung - Stand: 21. Dezember 2017