Ziele sind besser als keine Ziele
Studie: Wer selbst bestimmt, ist motivierter
Die nächste Latein-Klausur wird mindestens eine Drei! Muss man sich wirklich Ziele setzen, um etwas zu erreichen? Und hilft eine Belohnung, etwa ein finanzieller Anreiz, um die Motivation zu steigern? Zum Beispiel Extra-Taschengeld für das „Befriedigend“ unter der Klausur? Dieser Frage ist ein Forscherteam um Sebastian Georg und Sebastian Kube vom Max-Planck-Institut in Bonn nachgegangen.
Dafür schickten sie ihre 105 VersuchteilnehmerInnen für einen Tag in die Bibliothek, um Bücher aus einer Liste zu suchen und dann in ein neues, vorgegebenes Regal einzusortieren – gegen Bezahlung, versteht sich. In der ersten Gruppe erhielten die Teilnehmenden ein Grundgehalt von 22 Euro und bekamen zusätzlich für jedes gefundene Buch zehn Cent extra ausgezahlt. Die zweite Gruppe bekam den gleichen Betrag, sollte aber zu Beginn eine Prognose abgeben, wie viele Bücher sie in der vorgegebenen Zeit wohl ausfindig machen. Finanzielle Konsequenzen hatte das Nichterreichen des Ziels nicht. Für die dritte Gruppe allerdings schon: Die TeilnehmerInnen dieser sollten ebenfalls abschätzen, wie viele Bücher sie in drei Stunden schaffen und bekamen einen Bonus, wenn sie dieses selbst gesteckte Ziel erreichten. Zudem gab es weitere Gruppen, die eine vorgegebene Anzahl von Büchern finden sollten. Die eine hatte 100 Exemplare aufzutreiben, eine andere nur die Hälfte. Bonus gab es auch hier nur, wenn die vorgegebene Stückzahl erreicht wurde.
Und? Wer schaffte die meisten Bücher? Die Gruppen, die ihr Pensum zuvor selbst einschätzen sollten und sich so selbst ihre Ziele steckten! So schafften die Gruppe zwei und Gruppe drei jeweils durchschnittlich 116 Bücher. Der finanzielle Anreiz schien nebensächlich. Die Teilnehmenden der ersten Gruppe – diejenigen ohne Ziel, die pro Buch bezahlt wurden – schafften nur 102 Bücher. Mit 92 Büchern schnitten am schlechtesten die TeilnehmerInnen ab, denen die Forscher ein niedrig gestecktes Ziel (50 Bücher) vorgaben. Bei 100 zu findenden Büchern schafften die TeilnehmerInnen immerhin 112.
Ziele sind also besser als gar keine Vorgaben. Am besten können wir uns aber anscheinend motivieren, wenn wir uns selbst ein Ziel stecken. Würde heißen: Wenn der Vater sagt, die nächste Latein-Klausur sollte mindestens ne Drei werden, ist das nicht so effektiv, wie wenn man sich dies selbst fest vornimmt.
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 5. November 2012