Wie ganz zufällig aus meinem Leben ein Buch wurde
Autorin: Annet Huizing
übersetzt von Birgit Erdmann
ab 12 Jahren
Annet Huizing hat mit "Wie ganz zufällig aus meinem Leben ein Buch wurde" ein kreatives Jugendbuch geschaffen, das sowohl Lust auf´s Lesen, als auch auf´s Schreiben machen soll, dennoch ist sie vor Klischees und allzu platten Provokationen nicht gefeit.
Der erste Satz mag so manchem bitter aufstoßen. Was hat man schon von einem Buch zu erwarten, dass so beginnt: "Irgendwie nervig, wenn deine Mutter tot ist"? Nach dem Lesen der ersten Zeile ist das Buch daher zunächst einmal wieder im Bücherregal verschwunden. Klar, Jugendbuch eben. Muss ja provozieren, es muss ja Konflikte und Probleme geben – ohne schafft es kein Buch, nicht nur ein Jugendbuch nicht. Aber muss man den Konflikt so dick auftragen und so unsensibel einfach in die erste Zeile klatschen?
Annet Huizings Buch verfolgt eine innovative Idee. Schließlich ist das Buch tatsächlich ein Buch im Buch (ja, ein Notizheft zum Selberschreiben liegt dem ebenfalls Buch bei). Doch die Umsetzung lässt noch zu wünschen übrig. Annet Huizing fällt mit der Tür ins Haus, was nicht unbedingt schlimm sein muss. In medias res ist eine wichtige schriftstellerische Regel. Nur sollten dabei Feingefühl und literarisches Geschick vor Wortgewalt und Plattitüden gehen, möchte man denken, vor allem in einem Buch, das einen das Schreiben lehren möchte.
Die Geschichte, so durchschaubar sie auch ist, hängt sich tatsächlich an diesem ersten Satz auf. Der Konflikt wirkt dadurch mehr als gekünstelt. Die Ich-Erzählerin Katinka, deren Mutter gestorben ist, als sie noch ein Kind war, begibt sich trotz (oder gerade wegen?) der kühlen Bemerkung auf Spurensuche, um mehr über ihre Mutter zu erfahren. Dadurch will sie auch Frieden mit der Vorstellung schließen, dass ihr Vater eine neue Frau an seiner Seite haben wird.
Der Leser verfolgt Katinkas Geschichte anhand deren Schreibübungen. Katinkas Nachbarin Linda ist nämlich Schriftstellerin und gibt Katinka allerlei Schreibtipps, denn Katinka möchte auch Schriftstellerin werden. Die praktischen Tipps und Übungsvorschläge von Linda sind im Buch dick gedruckt. Das Layout war hier sehr clever, so kann jeder Schreibinteressierte auf einen Blick die Hinweise einsehen und selbst ans Werk gehen, ohne das ganze Buch durchsuchen zu müssen. Auf der ersten Seite des beigelegten Notizheftes für die eigenen Ideen sind die Schreibtipps noch einmal übersichtlich zusammengefasst worden. Dann kann's ja losgehen! Stifte raus und selbst zum Schriftsteller werden!
Fazit: Ein ausgefallenes Jugendbuch mit innovativem Konzept, aber mittelmäßigem Erzählcharakter. Schade.
*Erschienen bei mixtvision Verlag *
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Autorin / Autor: ronjaeva - Stand: 18. März 2016