Wir und jetzt für immer
Autorin: Katrin Lankers
In Maries Leben ist in letzter Zeit wirklich so einiges schief gegangen: Durch einen Streit mit ihrem Ex-Freund hat sie ihr Café verloren, ihre Omi ist plötzlich verstorben, und mit ihrer besten Freundin hat sie sich auch zerstritten. Seitdem haben die beiden keinen Kontakt, und Marie geht jeden Tag wie auf Autopilot ihrem stupiden Job im Supermarkt nach.
Nur das Backen für den Seniorentreff am Sonntag, das sie in Erinnerungen an ihr eigenes Café schwelgen lässt, ist ein kleiner Lichtblick in ihrem Alltag. Doch dann findet ihr Chef eines Tages einen Grund sie zu feuern, und gleichzeitig flattert eine Mieterhöhung in ihren Briefkasten – wutentbrannt und verzweifelt zugleich sucht Marie ihren Vermieter auf. Ihre Omi hat sie bereits verloren, aber deren Haus, in dem Marie aufgewachsen ist, kann Marie nicht auch noch aufgeben.
Ihr Vermieter scheint tatsächlich kompromissbereit, und bietet ihr sogar einen Job in seinem Unternehmen an, eine einfache Bürotätigkeit. Blöd nur, dass er ein Bestattungshaus führt – und Marie dort ab sofort seine rechte Hand ist. Was Marie zunächst schlaflose Nächte bereitet, entpuppt sich bald als Glücksfall: Denn während sie die Toten meidet, hat sie ein Händchen für die Überlebenden. Und schließlich sind es meist auch die Angehörigen, die Zuspruch brauchen.
Marie hat sich mit ihrer neuen Situation gerade arrangiert, als Ben in ihr Leben tritt: Er hat einen Hirntumor, und möchte seine Beerdigung planen. Eine Heilung ist ausgeschlossen, also will er sich auf das Unvermeidbare vorbereiten. Die beiden machen sich zusammen an die Organisation, und Ben schafft es mit seiner Lebensfreude, Marie anzustecken. Dabei darf Marie jedoch nicht vergessen was es bedeutet, wenn sie Ben näher kommt – denn seine Tage sind gezählt.
Katrin Lankers hat mit „Wir und jetzt für immer“ zwar nicht das Rad neu erfunden, aber ein sehr netter Roman ist dabei trotzdem herausgekommen. Die beiden Protagonisten Marie und Ben sind authentisch geschrieben, auch die Nebencharaktere wie Maries Chef im Bestattungshaus oder Bens kleine Schwester Nele bleiben nicht eindimensional, sondern leisten einen wertvollen Beitrag zum Plot.
„Wir und jetzt für immer“ ist zwar nicht von besonderer Spannung oder Intensität geprägt, doch es macht einfach Freude, Zeit mit Marie und Ben zu verbringen, sich mit ihnen wohlzufühlen und manchmal auch traurig zu sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern oder Filmen, die von Krebs oder anderen tödlichen Erkrankungen erzählen, stehen Leid und Angst hier nicht im Mittelpunkt, sondern sind eher eine Randerscheinung, die den Rahmen der weiteren Handlung absteckt. Das mag dem ein oder anderen Leser vielleicht etwas ungewöhnlich oder unpassend vorkommen, aber da tatsächlich Marie die Hauptfigur ist, macht es für mich persönlich Sinn, dass auch ihre Probleme, Gedanken und Wünsche Raum einnehmen.
Auch der Schreibstil von Lankers hat mir zugesagt: Sie erzählt flüssig, natürlich und mit der richtigen Prise Humor, die Leser und Charaktere näher zusammen bringt. Auch deshalb ist „Wir und jetzt für immer“ für mich zwar nicht spannend oder ernst, aber durchaus unterhaltsam und eine nette Zerstreuung.
*Erschienen bei Lübbe *
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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 10. Oktober 2022