WIR. Weil nicht egal sein darf, was morgen ist
Autorin: Louisa Dellert
Die Influencerin und Moderatorin Louisa Dellert reist (digital) durch Deutschland, und interviewt Menschen zu sechs Themenkomplexen, die sie als einige der größten Probleme unserer Zeit definiert.
Ihre Gespräche drehen sich um die Themen Feminismus, Klimakrise, Chancen(un)gleichheit in Deutschland, Migration und Flucht, (Alltags-)Rassimsus in Deutschland sowie digitale Gewalt. Neben den Interviews mit betroffenen Personen bindet sie auch immer eine Art Faktencheck ein, der mehr Hintergrundwissen zu den jeweiligen Themen vermittelt.
Der Anspruch, den die Autorin mit dieser Mischung an Themen erhebt, ist nicht gerade gering. Dellert will mit ihrem Buch auf gesellschaftliche Themen aufmerksam machen und zum Gespräch einladen. Sie beginnt das Buch mit einer Anekdote und plädiert dafür, einander ausreden zu lassen. Das ist sehr löblich und die Perspektiven, die der Leserin in dem Buch begegnen, sind durchaus interessant.
Gleichzeitig hätte ich persönlich mir teilweise eine andere Schwerpunktsetzung innerhalb dieser Themenkomplexe gewünscht. Klar, auf etwa 200 Seiten lassen sich nicht zu jedem Thema vielschichtige Perspektiven entfalten, dennoch wäre es in meinen Augen gewinnbringend, beispielsweise bei dem Thema Feminismus/ Sexismus nicht nur auf Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, die weiblichen Personen begegnen, sondern auch Perspektiven aus der LGBTQIA+-Community zu beleuchten.
Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, dass die Autorin sich ein bisschen zu viel vorgenommen hat. Zeitgleich denke ich, dass Dellerts Buch ein guter Einstieg für Menschen ist, die sich einen Überblick über aktuelle gesellschaftliche Problematiken verschaffen wollen.
Bewusst sollte einem dabei sein, dass die Autorin natürlich eine persönliche Perspektive mit in ihr Buch einbringt. Das ist nicht nur normal, sondern auch gewinnbringend. So hätten andere Autor_innen vielleicht die Thematik "digitale Gewalt" weniger groß gemacht. Hier lässt sich in meinen Augen am deutlichsten Dellerts perönliche Betroffenheit herauslesen, was dem ganzen einen interessanten Anstrich verleiht.
Schade finde ich, dass nicht mehr Positiv-Beispiele in das Buch integriert wurden. Zwar bezieht sich die Autorin auf einzelne Initiativen, die gegen Problematiken vorgehen, aber Menschen oder Kontexte, die es anders machen oder einen positiven Impact auf ihre Umgebung oder gesellschaftliche Zusammenhänge haben, hätte ich gerne stärker im Fokus des Buchs gesehen. So hinterlässt das Buch bei mir eher ein leichtes Gefühl von Ratlosigkeit als eines von Empowerment. Aber das ist ja vielelicht auch nicht der Anspruch des Buchs.
*Erschienen bei KOMPLETT-MEDIA*
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Autorin / Autor: karla94 - Stand: 9. Oktober 2021