„Wellen, die weit draußen entstehen und auf die Küste zutreiben. Treffen Sie auf den richtigen Untergrund, werden sie zur Brandung.“ So beginnt der Roman „Wo sich Licht im Wasser bricht“ von Lexis Able. Gleichzeitig ist der Roman der erste Teil der zweiteiligen „Westcoast Skies“-Reihe. Die Autorin Lexis Able kommt aus Österreich und lebt dort mit ihrer Familie, während ihre Romane meist an der US-amerikanischen Küste spielen. So ist auch der Schauplatz von „Wo sich Licht im Wasser bricht“ die Küste San Diegos. Dort kommt die 18-jährige Enya hin, nachdem sie volljährig geworden ist und einfach nur aus ihrem tristen Alltagsleben hinaus möchte. Einfach nur weg, soweit weg wie möglich, immer den Sternen nach, möchte Enya. Unterwegs möchte sie herausfinden, was sie will und dabei auch unabhängiger und reifer werden. So stellt sie sich auch ihren eigenen Ängsten und geht im Meer an der Küste San Diegos schwimmen, obwohl sie gar nicht schwimmen kann. Sie hat die Wellen unterschätzt und verliert in den Fluten die Kontrolle. Als sie schon denkt, sie würde untergehen, wird sie von einem Unbekannten gerettet. Eine echte Rettung in letzter Sekunde. Doch bevor Enya wirklich realisiert, was passiert ist, ist der Fremde auf einmal genauso plötzlich wieder weg, wie er aufgetaucht ist. Und dabei wollte Enya sich doch noch bedanken. Als sie die Hoffnung auf ein Wiedersehen schon fast aufgegeben hat, begegnet ihr der Unbekannte unverhofft auf einer Strandparty. Für Enya ist es Liebe auf den ersten Blick, doch der gleichaltrige Jonah ist schweigsam und sensibel. Enya möchte mehr Kontakt zu Jonah und überredet ihn, ihr das Schwimmen beizubringen. Dabei kommen sich die beiden näher und Enya findet heraus, dass auch Jonah nicht alles kann. Das motiviert sie dazu, ihm helfen zu wollen, auch seine Ängste zu überwinden. Doch wie hilft man jemandem, der sich nicht helfen lassen möchte?
Jonahs Verschwiegenheit hat einen Grund, denn er ist gehörlos und hatte aufgrund seiner Einschränkung bisher immer Pech bei Mädchen. So dauert es lange, bis er sich Enya gegenüber öffnen kann. Aber seine Liebe zu ihr ist größer als die Angst.

Dadurch, dass die Kapitel teilweise aus der Sicht von Enya und teilweise aus der Sicht von Jonah erzählt werden, kann man beide Perspektiven sehr emotional nachempfinden. Dabei zeigt die Geschichte von Enya und Jonah, dass auch körperliche oder gesundheitliche Beeinträchtigungen einen nicht dabei hindern müssen, das zu tun, was man liebt und was einem wichtig ist. Auch verdeutlicht die Geschichte, wie ein:e Partner:in jemanden ergänzen kann und einem das beibringen kann, was man selbst bisher noch nicht konnte. Dabei ist die Liebesgeschichte der beiden sehr emotional und man wäre als Leser:in am liebsten gerne selbst dabei, wie die beiden händchenhaltend am Strand entlang spazieren oder sich ihre Liebe mit Blick auf den Sonnenuntergang gestehen. „Wo sich Licht im Wasser bricht“ ist eine romantische Sommergeschichte, in der sich die beiden Hauptcharaktere gegenseitig die „Wärme des Lebens“ zeigen.

Gleichzeitig ist „Wo sich Licht im Wasser bricht“ aber nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern auch ein Beweis, wie wertvoll Freundschaft ist und wie eine echte Freundschaft helfen kann, seine Ängste zu überwinden, denn zusammen ist man weniger allein. Die Nebencharaktere sind dabei äußerst liebenswert und ergänzen die Geschichte perfekt. Als Leser:in hofft man sehr, dass auch die Freund:innen von Enya und Jonah im zweiten Band der Reihe, welcher im Januar 2024 erscheint, ihre große Liebe finden, die ihnen dabei hilft unabhängiger zu werden und über sich hinauszuwachsen.
Insgesamt ist „Wo sich Licht im Wasser bricht“ ein echtes „Mutmacherbuch“, welches aufzeigt, dass man manchmal einfach das tun sollte, was man sich schon lange vorgenommen hat. Dabei ist die „Lesezeit“ auch eine Flucht aus dem eigenen Alltag und der Roman dient als Begleiter beim Weg zum Erwachsenwerden und in die eigene Unabhängigkeit.


*Erschienen bei Carlsen*