Lilith hat beim WWF-2°Campus teilgenommen und ist begeistert über jede Menge neuen Input, den man auch direkt im Alltag umsetzen kann.
„2°Campus“ – so nennt sich das Projekt der internationalen Tier- und Umweltschutzorganisation WWF, bei dem sich 20 Schüler_innen aus ganz Deutschland für den Klimaschutz einsetzen können. Ziel dabei: Die Politik in Deutschland jetzt dazu zu bringen, alles dafür zu tun, dass die Klimaerwärmung bis im Jahr 2050 die Grenze von 2 Grad Celsius nicht überschreitet. Mehr dazu findet ihr unter dem Link am Ende der Seite!
Ich Lilith, 15 Jahre alt- hatte das Glück, dieses Jahr unter den 20 ausgewählten Jugendlichen aus ganz Deutschland dabei zu sein. Der erste Block begann in meinen Osterferien und nach der langen Zugfahrt, während der ich schon gespannt auf meinem Sitz hin- und herrutschte, kam ich schließlich in Berlin im Wannseeforum an. Nach dem ersten Kennenlernen der anderen Teilnehmer_innen und auch unserer Teamer_innen, ging es auch direkt mit dem Programm los.
In zahlreichen interessanten Vorträgen wurden wir zunächst einmal alle auf den neuesten Wissensstand gebracht und erhielten einen tiefergehenden Einblick in die Themen Klimaschutz und Klimawandel. An vielen Praxisbeispielen und auch der Vorstellung von bereits durchgeführten Studien wie beispielsweise dem „Modell Deutschland“ konnten wir die Umsetzung des Gelernten beobachten, bevor es schließlich selbst ans Diskutieren, Entscheiden und Forschen ging.
Nachdem wir zahlreiche bunt gemischte Ideen gesammelt hatten, die zur Einhaltung unseres übergeordneten Ziels beitragen könnten, mussten wir uns schließlich in vier unterschiedliche Gruppen aufteilen, von denen jede je eines der Teilgebiete „Ernährung“ „Energie“, „Wohnen“ und „Mobilität“ genauer betrachten wird. Denn in all diesen Bereichen ist es wichtig, in den nächsten Jahren eine Menge an CO2 einzusparen – und das so schnell wie möglich.
Mit der Unterstützung der wissenschaftlichen Mentoren unterschiedlicher Universitäten und Institute wurde schließlich in jeder der vier Gruppen eine konkrete Forschungsfrage entwickelt, an der wir im nächsten Blog im Sommer explizit forschen werden. Während sich eines der Teams mit der Entwicklung eines „Monsterwindrades“ beschäftigt, ein weiteres der Frage nachgeht, wieviel Platz wir Menschen eigentlich zum Leben brauchen und wieviel CO2 alleine durch die Reduktion der eigenen Wohnfläche eingespart werden könnte und die letzte Gruppe sich den viel zu häufig eingeschlagenen Weg der Lebensmittel in die Mülltonne anschaut, hat sich mein Team als „Mobilitätsgruppe“ dazu entschlossen, an der Weiterentwicklung von Batterien zu forschen, die in Elektrofahrzeugen Anwendung finden könnten.
Genau das wird uns vom 21. Juli bis 01. August 2015 am Batterieforschungszentrum „MEET“ in Münster beschäftigen, wo wir gemeinsam mit dem Experten Kolja Beltrop versuchen werden, aus Plastiktüten und Pappe ein verbessertes Anodenmaterial herzustellen.
Um das zu verstehen, mussten wir uns jedoch erst einmal mit der Funktionsweise einer herkömmlichen Batterie vertraut machen. Das interessiert dich auch? Dann lies hier weiter: Kleiner Exkurs zur Batterie
Die Funktionsweise aktueller Lithium-Ionen-Batterien wollen wir aber nicht allzu sehr vertiefen, schließlich wollen wir die herkömmliche Batterie verändern.
Seit Jahren wird versucht, Energie effektiver zu speichern und Akkumulatoren zu verbessern, doch bisher wurde meist ausprobiert, das Kathodenmaterial zu ersetzen – genau wie es auch die Teams der beiden letzten Jahre des 2°Campus durch den Bau einer „Dual-Graphitbatterie“ versucht hatten.
Wir wählten dieses Jahr jedoch einen anderen Ansatz: Warum nicht einmal nach einem effektiveren, ungiftigeren Anodenmaterial suchen, für dessen Herstellung möglicherweise sogar Abfall dienen kann? Auf diese Idee brachte uns die offensichtliche Verwandtschaft zwischen Graphit und Plastiktüten oder Pappe. Auf molekularer Ebene bestehen sie nämlich alle aus kleinsten Kohlenstoffeinheiten – den „carbon spheres“.
Also wird es unsere erste Aufgabe sein, unsere Pappe bzw. unser Plastik so weit zu synthetisieren, dass wir mit diesen Bestandteilen arbeiten können. Wenn unsere Idee funktionieren sollte, würde auf der einen Seite eine gute Möglichkeit des Recyclings von Plastik und Pappe erschlossen werden, was hoffentlich dann auch zu einer Verringerung der das Meer verschmutzenden Abfälle führen würde, gleichzeitig besteht aber auch die Möglichkeit, dass der neu entwickelte Akkumulator effizienter sein wird– sodass durch den Einsatz unserer neuentwickelten Batterie z.B. auch die Reichweite oder Geschwindigkeit von Elektroautos in Zukunft verbessert werden könnte. Momentan bleibt es also noch äußerst spannend, was wir alles herausbekommen werden!
*Vorbereiten der Forschungsarbeit*
Nun aber wieder zurück zum ersten Teil des 2° Campus und dazu, was wir bisher schon erreicht haben. Denn mit dem, was ich bis jetzt berichtet habe, sind für uns als ambitionierte Forscher_innen noch lange keine fünf Tage gefüllt! Also; zurück an die Arbeit, die nun in erster Linie darin bestand, unsere tatsächliche Forschungsfrage zu formulieren: „Kann die Umweltfreundlichkeit von Akkumulatoren der Elektroautos optimiert werden, wenn die Anode aus recyceltem Material (Plastik/Pappe) besteht?“
Bei der Entwicklung unserer Ideen erhielt meine Gruppe neben den Wissenschaftlern noch von einer der Juniormentor_innen Unterstützung, die bereits letztes Jahr am „2°Campus“ teilgenommen hat und uns nun mit ihren Erfahrungen weiterhelfen konnte. Dank all der Helfer und der anderen Teilnehmer_innen haben wir trotz der Schwierigkeiten und des ernsten Themas nie den Spaß am Diskutieren und Forschen aus den Augen verloren.
Ich lernte nicht nur unglaublich viel über Ansätze des Klimaschutzes, sondern machte zusätzlich durch weitere Seminare zwischen den Forschungseinheiten Erfahrungen auf den Gebieten der Rhetorik und des Teamwork. Insgesamt war nicht nur ich, sondern auch die anderen Teilnehmer_innen mit dem gesamten Programm vollkommen zufrieden. Alle für uns organisierten Experten und die Alumni waren sehr nett, offen und all das, was wir erfahren haben, überaus interessant.
Darüber hinaus war die Verpflegung überwältigend und auch als Vegetarier_in oder Veganer_in fand man genügend abwechslungsreiche Kost. Alle eher theoretisch gehaltenen Vorträge wurden immer wieder durch lustige Lockerungsübungen ausgeglichen und auch bei Gesprächen in der Gruppe erkannte ich jedes Mal aufs Neue, wie viel man doch dazulernen kann und wieviel Spaß es bereitet, sich mit anderen Gleichaltrigen, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen und dieselben Ziele verfolgen wie man selbst, auszutauschen.
Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt auf die folgenden beiden Blöcke des „2°Campus“ und der ganzen weiteren Arbeit, die beim WWF noch auf mich wartet. Die gesamte Organisation und insbesondere dieses Projekt sind auf jeden Fall unterstützens-und empfehlenswert. Man bekommt jede Menge neuen Input, erfährt enorm viel und kann dies auch direkt im Alltag umsetzen. Man wächst als Gemeinschaft zusammen und hat einfach unglaublich viel Spaß!
Bis zum nächsten Block, von dem ich ganz sicher auch berichten werde!
Autorin / Autor: Lilith - Stand: 24. August 2015