Zeilenflüstern

Autorin: Kyra Groh

Tagsüber arbeitet Klara für eine Werbeagentur, die Produkte verschiedenster Firmen in Szene setzt, nach Feierabend gibt sie sich ganz der Stimme von Noel Carter und den von ihm gelesenen Hörbüchern hin. Schon seit einiger Zeit versucht sie herauszufinden, wer die Person hinter dieser unglaublichen Stimme ist, die ihr so sehr durchs Leben hilft, kann aber nichts über ihn herausfinden – bis sie sich plötzlich in einem Tonstudio begegnen, in dem Noel einen von Karla geschriebenen Werbetext einsprechen soll.

Zu Beginn mochte ich die Geschichte rund um Klara und Noel total! Nicht nur sie, sondern die Nebencharaktere spiegeln auf sehr authentischem Weg viele Probleme und Themen wieder, die in der Gesellschaft oft noch als Tabuthemen gelten. Periode, Unsicherheiten, Probleme, den eigenen Lebensweg zu finden oder auch den Weg in eine Gemeinschaft, zu der man zwar eigentlich dazu gehört, der man sich aber nicht wirklich zugehörig fühlt, werden mit einer Selbstverständlichkeit behandelt, wie ich es mir viel häufiger wünschen würde.

So konnte ich mich sowohl mit Klara als auch mit Noel sehr schnell identifizieren und mochte ihre Geschichte.

Das Ganze kippte allerdings etwa ab dem ersten Kuss der beiden.  Wo sich zuvor noch zwei vorsichtige, schüchterne Menschen begegnet sind, die die gegenseitige Anziehung gar nicht richt einordnen konnten, scheinen jetzt zwei völlig neue Charaktere zu entstehen und es geht eine ganze Zeit lang im wesentlichen um die körperliche Anziehung der beiden. Klara hat sich in die Stimme verliebt, die ihr Tag für Tag einen Ausflucht aus dem Alltag bietet, diese Thematik und vor allem die Probleme, die eigentlich damit einhergehen, dass Noel eigentlich kaum etwas mit dieser Stimme und dem Charakter, den er spricht, gemein hat, fällt von einer Seite auf die andere völlig unter den Tisch und findet quasi keine Erwähnung mehr.

Die Geschichte, der Stil und die Anziehung zwischen den beiden war weiterhin nicht schlecht, ich hatte nur zwischenzeitlich den Eindruck, ein anderes Buch aufgeschlagen zu haben. Ganz anders ist es aber selbstverständlich nicht. Gegen Ende hin werden auch die anderen Erzählstränge wieder aufgegriffen und weitergeführt. Tatsächlich kommt es zwischen Klara und Noel zu einer Wendung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe, die das Ganze noch mal in Schwung gebracht hat.

Alles in allem mochte ich die Geschichte. Besonders gefallen haben mir dabei die Gedankengänge der Protagonisten und insbesondere Klaras, da sie mir einige interessante Denkanstöße geben konnte. Von daher macht der mittlere Teil, der nach meinem Gefühl ein wenig vom Rest der Geschichte abgewichen ist, aus dem Buch noch lange kein schlechtes. Ich würde es daher durchaus zum Lesen weiter empfehlen.

Erschienen bei Loewe

Deine Meinung?

Autorin / Autor: Paula N. - Stand: 18. März 2024