Zeit der großen Worte
Autor: Herbert Günther
„…Aber wer da draußen war…, der glaubt an nichts mehr…“
1914. Als in Sarajevo der österreichische Thronfolger ermordet wird, bricht der erste Weltkrieg aus. In dieser schweren Zeit lebt der 14-jährige Paul mit seiner Familie. Am Anfang herrscht noch große Kriegs-Euphorie, und Pauls Vater und sein großer, von ihm bewunderter Bruder Max können es kaum erwarten in den Kampf zu ziehen und als große und gefeierte Helden zurück zu kommen. Sie lassen sich von der Vorfreude auf den Krieg anstecken und melden sich beide freiwillig zum Kriegsdienst.
Doch bald muss die Familie lernen, dass der Krieg keine bessere Zeiten bringt, sondern das Gegenteil: Das Essen wird knapp, die Stimmung düster und die Briefe der Kämpfer kürzer und hoffnungsloser. Als Max überraschend auf Pauls Konfirmation auftaucht, ist er ein anderer Mensch, und Paul erkennt seinen großen Bruder kaum wieder. Es ist als würde der Krieg alle Lebensfreude aus den Menschen heraus saugen woraufhin sich der 14-jährige in die Welt der Bücher flüchtet. Bis zu dem einen Tag, an dem sein Leben nie wieder so sein wird wie davor.
Man erlebt die Geschichte aus der Sicht Pauls, der mit kindlicher Einfachheit und Ehrlichkeit den Alltag in der Kriegszeit, aber auch die schwersten Momente rückblickend erzählt.
Auf 282 Seiten schafft es Herbert Günther, die Zeit vor genau 100 Jahren mit bildhaften Beschreibungen lebendig werden zu lassen, und versetzt den Leser in eine andere Welt, wodurch es schwer ist das Buch aus der Hand zu legen.
„Zeit der großen Worte“ zu lesen ist wie eine kleine Zeitreise. Das Buch bringt einem dieser Zeit nah. Durch die lebendigen Charaktere wird die Stimmung die herrschte sehr gut rübergebracht, und das Buch ist das ganze Gegenteil von einem Geschichtsroman voller trockener Fakten. Trotzdem merkt man, wie viel Arbeit in diesem Geschichtsroman steckt, alles scheint sehr genau durchdacht und recherchiert zu sein und wirkt auch sonst sehr realistisch. Es könnte genau so passiert sein, wie Herbert Günther es erzählt.
Im Großen und Ganzen ein sehr gut geschriebenes Buch, das zwar die Altersgruppen von 14-17 ansprechen soll, aber auch sehr gut für jüngere und ältere Leser geeignet ist.
Gerade durch die Einfachheit von Pauls Erzählung erlangt dieses Buch seine große Intensität, durch welche einem das Schicksal dieser Familie noch lange nach dem Lesen der letzten Seite beschäftigt.
„Zeit der großen Worte“ ist ein Buch, durch das der Leser etwas dazu lernt und das ihn zum nachdenken anregt. Ich kann den Roman sehr weiterempfehlen für alle, die beim Lesen etwas über die Vergangenheit dazu lernen wollen, ohne das Gefühl zu haben ihr Schul-Geschichtsbuch durchzublättern. Ein sehr berührendes Buch das ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann.
*Erschienen bei Gerstenberg*
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Autorin / Autor: anna95 - Stand: 24. Februar 2014