Zeit für schlechte Lyrik
Am 18. August ist der Tag der schlechten Poesie. Der muss gefeiert werden - mit wirklich schlimmen Reimen!
Fast jeder Tag ist irgendein Gedenktag oder ein "Tag des..." Manchmal sind es Ehrentage, die erinnern, mahnen, würdigen oder auf wichtige Themen aufmerksam machen sollen. Manchmal sind es aus wirtschaftlichen Interessen hergeleitete Pseudo-Feiertage, die zu Konsum (Blumen, Pralinen, Tiefkühlkost) anregen sollen.
Und manchmal sind es einfach frei erfundene Spaßtage. Wie der Bad Poetry Day oder auch "Tag der schlechten Poesie", der auf Wunsch seiner Erfinder:innen am 18. August begangen werden soll. Wer Genaueres über die Entstehung dieses kuriosen Feiertags erfahren will, sei auf die überaus informative Seite kuriose-feiertage.de verwiesen.
Wir widmen uns lieber der Frage, wie dieser Tag angemessen begangen werden kann. Wie lässt sich auf die Schnelle ein wirkliches schlechtes Gedicht aus dem Hut zaubern?
Schlecht dichten - so gehts!
Wenn ihr euch überhaupt nicht berufen fühlt zu dichten, perfekt! Habt Mut zur sprachlichen Lücke und zelebriert euer dichterisches Dilettantentum. Und ganz wichtig: Lasst uns teilhaben an eurer grottenschlechten Dichtkunst.
Fließen aber aus eurer Feder normalerweise nur wundervolle Worte voller Zauber, dann verschwendet eure Energie nicht auf krampfhaft verunstaltete Verse, sondern überlasst die Aufgabe des miesen Dichtens Reimmaschinen und den angeblich alleskönnenden künstlichen Intelligenzen, Stichwort ChatGPT. Im unten stehenden Poem haben wir ChatGPT aufgefordert, über die Dichtkunst von Menschen und Maschinen zu reimen - puh!
Für wahrlich grässliche Lyrik bieten sich aber auch ältere Maschinen an wie etwa der Poetron Generator (siehe Links unten). Aber hier erstmal der Erguss des Non-Poeten ChatGPT:
In einer Welt, die schnell sich dreht,
Fragt man, wer die Kunst versteht,
Mensch mit Herz und Seelenpein,
Oder KI, die rechnet fein?
Maschinen dicht und sind präzis,
Doch fehlt oft das, was echt und tief,
Kann Technik jemals Fühlen lehren,
Den Mensch in Dichtung übertreffen?
Ob Herz oder Schaltkreis spricht,
Am Ende zählt, was Tiefe bringt,
Wessen Verse Seelen rühren,
Wer die wahre Kunst vollführt.
Könnt ihr das unterbieten? Oder wollt ihr lieber eine Dichterin mieten? (wuahhhhh!)
Wir sind gespannt und freuen uns auf eure triefenden Ergüsse und schlimmsten aller schlimmen Reime. Gerne auch kurz und schmerzvoll. Einfach per Mail an die Redaktion. Das allerschlechteste Gedicht, das uns am Tag der schlechten Poesie erreicht, wird mit einem guten Buch belohnt ;-).
Hier noch ein paar nützliche Tipps für echt schlechte Gedichte:
- Benutze reichlich klischeehafte und oft gehörte Reime (Liebe-Diebe, mein-dein, Herz-Schmerz, Ecken-stecken, allein-klein - einfach mal einen Blick ins Poesiealbum werfen!)
- Wenn das Gedicht holprig klingt und der Rhythmus hinkt, füge sinnentleerte Wörtchen und Zusatzsilben ein
- Reime auf Biegen und Brechen. Verdrehe zur Not die Satzstruktur oder erfinde Wörter oder Endungen - ob mit oder ohne Sinn, Hauptsache es reimt sich.
- Wenn dir nicht ein einziger Reim einfällt, dann reihe ein paar oberflächliche Phrasen aneinander, platziere dazwischen melodramatische Wörter und nenne es Gedicht (Beispiel: Ich bin verloren. Asphalt. Das Licht in deinen Augen. Verblasst. Die Sonne sinkt in den Abgrund meiner Seele. usw.).
- Wähle einen nervtötenden Anlass oder Adressat für das Gedicht (Muttertag, 10. jähriges Dienstjubiläum, Führerscheinprüfung, angehimmelter Popstar) und arbeite viel Alltägliches ein (Bügeln, Klopapier, Verkehrsschilder, klimaneutral). Auf klimaneutral reimt sich zur Not übrigens Buckelwal, Abendmahl oder Bundestagswahl, falls euch das irgendwie inspiriert.
- Sorge dafür, dass dein Gedicht nicht überrascht, berührt, schockt oder gar Fragen aufwirft. Beantworte alles sofort (z.B. Liebte er sie? Ja, das tat er und wie!), lüfte jedes Geheimnis auf möglichste banale Weise (Was steckt in der güldenen Kiste? Eine Einkaufsliste) und bleibe dabei inhaltlich immer an der Oberfläche. Sollte versehentlich doch ein Moment von Tiefe aufkommen, zerstöre ihn durch einen banalen Reim (ersticke ihn im Keiheiheim!).
- In der Kürze liegt die Würze? Nicht hier! Schlechte Gedichte dürfen, ja müssen ermüdend lang sein! Reihe endlose Verse aneinander, die immer wieder das Gleiche kaum merklich variieren.
Quelle:
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Autorin / Autor: sm - Stand: 18. August 2024