Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Hallo, ich heiße Violetta und bin 10 Jahre alt. Seit neustem wohne ich mit meiner Familie in Schottland, in einem kleinen, abgelegenen Ort in der Nähe von Aberdeen. Mein Familie besteht aus: meiner Mama Maria, meinem Papa Adolfo und meinem kleinen 8- jährigen Bruder Antonio. Wir wohnen in einem alten Bauernhof. Abgesehen davon, dass mir mehr schlechte, als gute Gründe einfallen, dass wir hierher gezogen sind, ist alles ganz okay. Aber mal im ernst! Warum muss auch unbedingt Papa bei seiner alten Firma gekündigt werden und hier einen neuen Job bekommen.
Wir wohnen jetzt schon zwei Wochen hier und es ist irgendetwas faul. Sobald man abends ins Bett geht, hat man das Gefühl beobachtet zu werden. Das ist noch nicht wirklich komisch, weil es hier trotz meiner Mutter ihrem Putztag noch viele Spinnen gibt. Aber man hat das Gefühl, man wird von oben beobachtet. Jedenfalls habe ich mich dazu entschlossen, der ganzen Sache nach zu gehen und tatsächlich: Als ich mir gestern Abend die Decke genauer angeschaut habe, entdeckte ich ein Loch. Stopp, stopp, stopp! Das mag alles langweilig klingen, aber es ist nicht so wie du denkst. Das Loch war mit einem goldenen Schlüsselloch versiegelt und das glänzte, als hätte man es 100 Mal mit Klarlack eingestrichen. Ich habe keine Ahnung, was sich hinter diesem Loch verbirgt, aber ob ich es herausfinde ist auch fraglich, da es gerade mal so groß ist, dass ein Nasenbär hindurch schlüpfen könnte. Aber heute Abend ist es so weit! Meine Eltern sind bei den Nachbarn zum Essen eingeladen und mein Bruder spielt mit dem Sohn der Familie. Schön für sie, aber noch besser für mich. Nachdem ich mich bei meinen Eltern inklusive Bruder verabschiedet und ihnen einen schönen Abend gewünscht hatte, ging es los. Ich suchte das ganze Haus ab und wusste am Ende nicht so wirklich, nach was ich gesucht hatte. Als ich jedoch auf den Dachboden kam, entdeckte ich eine alte Schriftrolle, die mich in gewisser Weise magisch anzog. Ich rollte sie aus und tatsächlich war es die Antwort, auf das was ich suchte. Am Ende der Schriftrolle war ein Schlüssel aufgemalt, der sich wie durch Geisterhand in einen richtigen Schlüssel verwandelte, sobald ich ihn berührte. Jedoch verstand ich den Zusammenhang der Schriftrolle mit dem Schlüssel nicht so ganz. Das einzige was ich verstand war, das ich sie niemandem vorlesen durfte. Also Psst, ich sage nichts! Es war mittlerweile schon 23 Uhr und ich war schrecklich müde. Also entschloss ich mich dazu ins Bett zu gehen. Den Schlüssel legte ich in meine Nachttischschublade.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen half ich Mutter, die restlichen Umzugskartons auszupacken und am Nachmittag spielte ich mit meinem Papa Mensch ärgere dich nicht. Nachdem ich dann am Abend noch fern geschaut hatte, ging ich ins Bett und beschloss am folgenden Morgen früh aufzustehen, um dem Geheimnis des goldenen Schlüssels nachzugehen. Wenn ich gewusst hätte, was mich erwartet, dann hätte ich es gelassen!
Als ich mich am nächsten Morgen so gegen 5 Uhr anzog, wurde mir mulmig zu mute. War es richtig, einfach so zu schauen, was sich hinter diesem Loch verbirgt? Oder hatte ich einfach nur Angst? Nein, ich holte den Schlüssel aus der Schublade, der die ganze Zeit über gut versteckt unter meinem Tagebuch gelegen hatte, stieg auf einen Stuhl und drehte den Schlüssel im Schloss. Es knackte einmal, dann noch einmal und dann…
Als ich mich wieder fand, lag ich auf dem Boden eines Raumes, voller Waffen, wie zum Beispiel Dolche und Gewehre. Ich sah am Ende des Raumes eine angelehnte Tür und hinter dieser Tür drangen Stimmen hervor. Es hörte sich an, als ob sich 2 Männer streiten würden, dass einzige was ich jedoch verstand war: „Du Mistkerl, du Krimineller!“ Plötzlich wurde es einen Moment ganz still. Ich hörte nur noch mein eigenes Atmen. Mir liefen die Schweißperlen von der Stirn und ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken als ich merkte, dass sich Schritte näherten. Sie kamen immer näher und näher. Panik stieg in mir hoch. Wo sollte ich mich verstecken? Wer war derjenige, der auf mich zukam? War es der Mistkerl, der Kriminelle!? Drohte mir der Tod? Ich wollte mich verstecken aber es ging nicht. Es war, als hätte mich jemand an den Fußboden genagelt. Ich konnte mich nicht bewegen und ich glaube ich wollte es auch nicht. Die Schritte kamen an die Tür, jemand drückte die Klinke hinunter und ich merkte nur noch, wie jemand sagte: „Na, wen haben wir denn da?“
Ich wachte auf und das erste was ich sah war, dass ich auf einem Bett lag. Neben mir lag noch jemand. Mit einem Ruck zog ich die Decke weg und bekam einen solchen Schreck, dass ich dachte alleine an ihm sterben zu können. Es war mein Bruder und er war so abgemagert, dass man die Form seines Herzens sehen konnte. Er schlug die Augen auf und schenkte mir ein Lächeln. Dann sagte er: „Ich war schon vor dir hier. Nachdem ich mit Mama gestern dein Zimmer sauber gemacht hatte, fand ich deinen Schlüssel. Ich schwöre dir, es war keine Absicht. Tu mir bitte einen Gefallen und gib diesen Brief unseren Eltern. Ach ja und noch was! Du musst verschwinden, bevor die Uhr 18 Mal geschlagen hat, sonst passiert dir dasselbe wie mir. Bitte, bitte! Ich möchte nicht, dass sich Mama und Papa sorgen. Gib ihnen einfach den Brief, okay?“ Dann hörte ich nur noch ein Seufzen und kurz danach lag ich neben meinem toten Bruder. Einen Moment lang dachte ich, die Welt würde stehen bleiben, aber dann packte mich die Sehnsucht nach zu Hause. Ich rannte hinaus aus dem Zimmer, über den Flur zurück in das Zimmer mit den Waffen. Dort stand eine Tür offen und ich wusste sofort: Die bringt mich nach Hause. Ich ging durch die Tür und ein Strudel voller Gold umzingelte mich. Ich wollte weg, nur noch weg von hier. Ich ließ alles hinter mir, unter anderem Antonio.
Ein süßer Duft zog mir in die Nase, als ich am nächsten Morgen erwachte. Neben meinem Bett stand Antonio. Ich schloss meinen Bruder in die Arme. Er strahlte mich an. Zum Glück war alles nur ein Albtraum!
Autorin / Autor: Hanna, 12 Jahre - Stand: 20. Mai 2010