Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Familiendrama in Berlin, 2 Tote bei Gasherdexplosion,
Die Berliner Stadtfeuerwehr hatte am Donnerstag Nacht einen Großeinsatz in einem Einfamilienhaus. Ein Gasherd explodierte und brannte das halbe Haus nieder. Für zwei der drei Beteiligten, die durch die Explosion aus dem Schlaf gerissen wurden, endete dies tödlich. Sie Hinterliesen eine 14 Jährige Tochter, die mit schweren Verletzungen sofort in eine Klinik eingewiesen wurde. „es war schwer das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Wir brauchten fast die ganze Nacht dafür. Vom Haus ist nicht mehr viel übrig“, so der Feuerwehrsprecher. Es bleibt fraglich ob das Mädchen ihre Verletzungen übersteht.
Corinna Eisenknecht
Traurig starrten die leuchtend blauen Augen auf das abgebrannte Haus. Genau vor zwei Monaten war hier das Schicksal der Familie Flak passiert. Genau hier verlor sie ihre Eltern, genau hier verlor sie ihre Fähigkeit zu gehen. Seit dem sitzt Christina im Rollstuhl. Diagnose: Querschnittlähmung! Sie strich sich das lange blonde Haar zurück und bemühte sich nicht in Tränen auszubrechen. Sie hatte den Zeitungsartikel noch im Kopf. Immer wieder schwirrte er ihr im Kopf rum, und immer wieder musste sie mit dem Tränen kämpfen. Ihr Haus das einst einmal so schön und hell da stand, sah aus wie eine Ruine. Allein die Steinmauer in die eine alte hölzerne Tür mit schwerem Schloss eingelassen war, stand noch da. „Das war Mamas Atelier“, dachte sie sich traurig. Oft hatte sie sie mit hinein genommen, mit ihr gemalt, gebastelt, gewerkelt. Christina vermisste die alten Zeiten. Im Kinderheim bekam sie nicht viel Aufmerksamkeit, deshalb flüchtete sie immer hierher, um in alten Erinnerungen zu schwelgen. Einen kurzen Moment starrte sie auf die Tür, bis sie bemerkte das sie angelehnt war. Komisch. War sie nicht abgeschlossen gewesen? War da kein Absperrband? Langsam rollte sie auf die Tür zu und blieb kurz davor stehen. Sie sah auf die Uhr. Es war gleich 10 Uhr abends, eigentlich sollte sie ins Kinderheim zurück, aber was soll’s, dachte sie sich. Da kümmerte sich sowieso niemand um sie. Christina zog die schwere Holztür zur Seite und rollte in den Raum. Es war staubig und es war hell. Hell? Das konnte nicht sein. Draußen war es dunkel, und der Raum hatte, soweit sie sehen konnte keine Lampen. Wie gebannt starrte sie auf die Lichtquelle. Nein es war nicht eine Lichtquelle, es waren zwei...zwei...leuchtende Menschen. Menschen die aussahen wie ihre Eltern. „Mama?... Papa“? Christina konnte es nicht glauben. Ihre Eltern. So nah. Von ihnen ging eine wonnige Wärme aus. Glücklich rollte sie auf die beiden zu. Sie sahen sie mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht an. Jedoch waren sie eher geisterhaft, etwas durchsichtig, und sie hatten keine Farbe mehr. Aber man erkannte genau wie sie einmal ausgesehen haben. Die langen Haare der Mutter die einst einmal blond waren, fielen ihr locker über die Schulter. Ihre warmen Augen, die zierliche Statur, und der Herzmund vermisste Christina sehr. Ihr Vater dessen Haare einmal kurz und braun waren standen etwas ab, doch das brachte Christina seit langen wieder zum lachen. Sie wollte sich sofort an seine breite Schulter werfen und weinen, und einfach froh sein das sie wieder da waren. Sie streckte die Hand nach ihnen aus, doch die beiden wichen zurück. „Nicht Liebes“! Die glockenhelle Stimme der Mutter halte durch den Raum. Sofort zog sie die Hand zurück und sah ihre Eltern geschockt an. „Der Zauber bricht wenn du uns berührst. So können wir dich wenigstens von weitem ansehen“, erklärte ihr Vater mit seiner Bassstimme. Dann setzte er sich auf einen Stuhl. Christina nickte nur. Sie war wie benommen. Aber hatte sie sich nichts sehnlicheres gewünscht als ihre Eltern wiederzusehen? So da waren sie...
Christina brauchte eine Zeit lang bis sie sich gesammelt hatte. „Und...wie geht es euch“? Das Ehepaar Lächelteten sie an. „Wie es einem halt so geht, wenn man gerade alles verloren hat was einem wichtig war und beim lebendigen Leibe verbrannt ist“. „Tina bitte, nicht vor dem Kind“! Ja so war er, ihr Vater. Versuchte immer Unangenehme Sachen von Christina fern zu halten, bedacht darauf sie nicht zu verletzen. Aber sie war jetzt nun einmal kein kleines Kind mehr, sie war 14, fast 15 Jahre alt, und sie konnte sehr gut einschätzen wie viel Leid sie ertrug oder auch nicht. Und schließlich wusste sie selber das es für alle nicht leicht war. „Tschuldigung, dumme Frage“, sagte sie schuldbewusst und setzte sich auf den Stuhl gegenüber von ihrem Vater. Ihre Mutter lächelte warm, setzte sich gefährlich nah zu ihr und sang. Sang wie sie es früher immer gemacht hatte, mit einer Stimme die einem Engel glich, die Lieder die Christina beruhigten und ihre Schmerzen vergessen ließen. Vor dem Unfall hatte sie das immer gemacht wenn es ihr schlecht ging. Sie schloss die Augen und als sie sie wieder aufschlug merkte sie an der Turmuhr die ganz in der Nähe schlug, das es schon 2 Uhr in der Nacht war. Die Leute vom Kinderheim suchten sie bestimmt schon. Als sie den Mund aufmachen wollte nickte ihr Vater schon und hielt ihr die Tür auf. „Du kommst doch morgen wieder oder“, fragte die Mutter sie und nahm die Hand ihres Ehegatten. Dicke Tränen flossen ihre Wangen hinunter und landeten unsichtbar auf dem Boden. „Bitte, ich ertrag es nicht dich nicht zu sehen...Bitte“, die letzten Worte waren nu noch ein Flüstern, dann schluchzte sie lauthals los und weinte sich an der breiten Schulter ihres Vaters aus. „Ja“, hauchte sie und rollte mit Tränen in den Augen und schweren Herzens hinaus in die dunkle, kalte Nacht.
Von da an besuchte Christina ihre Eltern jede Nacht in dem alten Atelier ihrer Mutter.
Autorin / Autor: Simone95, 15 Jahre - Stand: 15. Juni 2010