Schangerschaftsabbruch in der Diskussion
Gründe, Meinungen...
Abtreibung ist ein sehr umstrittenes Thema. Vielleicht denkt ihr, wenn ihr das jetzt lest: oh nein, wie kann man nur ein ungeborenes Leben zerstören? Vielleicht denkt ihr aber auch: Abtreibung ist die einzige Chance, um mein Leben weiterzuführen bzw. etwas aus meinem Leben zu machen.
Doch es gibt ja auch noch andere Gründe für eine Abtreibung wie z. B. medizinische Gründe oder wenn das Kind aus einer Vergewaltigung heraus entstanden ist.
Abtreibung ist in Deutschland ohne schwerwiegende medizinische Gründe bis zur 12. Schwangerschaftswoche machbar. Ist das Leben der Mutter in körperlicher oder geistiger Hinsicht gefährdet ist, liegt eine Schädigung des Kindes vor oder ist sie zu befürchten, darf auch noch nach der 12. Schwangerschaftswoche abgetrieben werden. In anderen europäischen Ländern ist Abtreibung komplett verboten (Irland und Polen) oder bis zu einem viel längeren Zeitraum ohne schwerwiegende medizinische Indikation möglich (in Spanien bis zur 24. Schwangerschaftswoche).
Kirche contra Frauenbewegung
Keine Frau, die einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung zieht, wird sich diese Entscheidung leicht machen. Schließlich ist ein Abbruch nicht nur eine emotional sehr schwierige Entscheidung, sondern auch eine, die von der Gesellschaft mit großer Mißbilligung bis hin zu harten Vorwürfen bestraft wird.
Radikale Abtreibungsgener sprechen von "Mord", von einem "Baby-Holocaust" und von dem Recht auf Leben, über das die Mutter nicht gottgleich entscheiden dürfe. Frauen, die einen Abbruch planen und Ärzte, die solche Eingriffe vornehmen, werden auf deren Websites auf das Übelste diffamiert oder gar mit den Verbrechern des Nazi-Regimes gleichgestellt.
Vor allem die katholische Kirche sorgt mit ihrer vehementen Verteuflung von Schwangerschaftsabbrüchen für eine enormen Druck, der Frauen in vielen Teilen der Welt in die Illegalität treibt.
Moralische Unterstützung bekommen ungewollt schwangere Frauen vor allem von der Frauenbewegung. Seit den 60iger Jahren hat sich die Frauenbwegung intensiv für eine Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruchs eingesetzt. Unter dem Motto "Mein Bauch gehört mir" verlangten viele auch ein Recht auf Abtreibung. Sie argumentieren mit dem Recht der Frau auf körperliche Selbstbestimmung und richten sich gegen eine Sichtweise, die den Körper der Frau als eine Art "Gefäß" begreift, über das sie nicht selbst bestimmen darf.
In den USA setzt sich die politische Vereinigung NARAL Pro-Choice America für die Entscheidungsfreiheit von Frauen und Mädchen in Sachen Schwangerschaft und Abtreibung ein. Sie argumentieren mit dem Recht, in persönlichen und privaten Entscheidungen wirklich eine Wahl zu haben.
Für das Recht auf Abtreibung
Tatsache ist, dass schärfere Gesetze, Verbote oder Demütigungen weder gestern noch heute, hier und anderswo Schwangerschaftsabbrüche haben verhindern können. Verbote führen allerdings dazu, dass die Sterblichkeitsrate bei Abbrüchen, die dann illegal vorgenommen werden, besonders hoch ist. Häufig werden Abbrüche dort auch noch nach einem späteren Zeitpunkt vorgenommen - schließlich müssen die verzweifelten Frauen ja erst einmal jemand finden, der diesen illegalen Eingriff vornimmt.
Auch Menschenrechtsorganisationen machen sich für das Recht auf Abtreibung stark, wenn Schwangerschaften durch Vergewaltigung oder Inzest entstanden sind. Amnesty International etwa betrachtet die Verweigerung einer sicheren und legalen Abtreibung bei Schwangerschaften in Folge einer Vergewaltigung als Menschenrechtsverletzung. Dadurch werden Frauen nach der Tat ein weiteres Mal zum Opfer.
Niemand, der nicht selbst eine solche Situation durchlebt hat, sollte eine Frau verurteilen
Wenn Frauen vor einer solchen Frage stehen, sollten kompetente und neutrale Beratungsangebote in Anspruch nehmen können, die nicht noch zusätzlich moralischen Druck aufbauen. Eine Schwangerschaft auszutragen und dann für ein Kind verantwortlich zu sein, kann gerade für junge Frauen, die sich noch in der (schulischen) Ausbildung befinden und keine Unterstützung von ihrer Familie und dem Vater des Kindes zu erwarten haben, eine Belastung darstellen, der sie sich einfach nicht gewachsen fühlen.
Niemand, der nicht selbst eine solche Situation durchlebt hat, sollte eine Frau verurteilen, die sich nach reiflicher Überlegung gegen ein Kind entschieden hat. Denn anders als die Väter, die zu einer ungewollten Schwangerschaft genauso beigetragen haben, können sie sich den Konsequenzen mangelhafter Verhütung nicht einfach entziehen.
Dennoch sollten sich junge Frauen umfangreich über Hilfsangebote informieren. Ein Kind zu haben, muss nämlich durchaus nicht bedeuten, auf eine vernünftige Ausbildung zu verzichten oder sich die Zukunft zu verbauen.
Autorin / Autor: Christine Lange