Bretter, die die Welt bedeuten - Teil 2
Es kann nur zwei geben!
Ihr Bestes
Auf der Bühne gaben die Mädchen ihr Bestes, einige eher zurückhaltend, andere "Cool wie Ice". Auf den Stühlen sitzend versuchten sie möglichst fehlerfrei und mit richtiger Betonung und Gestik den Text vorzutragen. Manchmal verschwand dabei das Gesicht hinter dem Blatt Papier oder die Stimme schien zu versagen. Aber der Regisseur zeigte sich geduldig und hilfsbereit. War die Stimme von nicht allzu viel Volumen geprägt, begab er sich in die mittleren Reihen des Theaters und miemte einen schwerhörigen Zuschauer. "Wie Bitte?" rauhnte er fragend zurück, als ein Mädchen begann, den Text ein zweites Mal vorzulesen. Auch sein Kommentar: "Das reicht gerade für's Gäste-WC und nicht für's Theater" war eher liebevoll gemeint und sollte die Teilnehmerinnen motivieren, nicht einschüchtern.
Es ist cool und macht Spaß
Die Mädchen ließen sich nicht entmutigen, auch wenn sie über das ein oder andere Wort wie "Senora Spavento" oder "isla secreta" stolperten, lasen sie tapfer weiter. Auf die Frage wie sie sich auf der Bühne gefühlt haben, antworteten sie begeistert "Es ist cool und es macht Spaß! Vorher war ich aufgeregt, aber auf der Bühne locker!". Auch die Eltern warteten daumendrückend und gespannt, bis ihr Nachwuchs von der Bühne kam. Sie waren stolz, dass sich ihr kleines Töchterchen ganz alleine für das Casting angemeldet hatte und beteuerten, dass sie nicht enttäuscht sein werden, wenn es mit der Rolle der "Meggie" nicht klappen sollte, im Gegenteil, als Trost versprach ein Vater sogar ein dickes Eis.
Die Entscheidung
Nach etwa zwei Stunden waren alle in den Genuss gekommen, einmal auf der Bühne gestanden zu haben. Nun folgte der spannende Teil des Castings, der Intendant und der Regisseur zogen sich zur Beratung zurück. Nach zehnminütiger Aufregung kamen sie wieder auf die Bühne und gaben bekannt, welches der Mädchen in die engere Auswahl gekommen war. Sechs der sechzig Teilnehmerinnen dürfen nun an einem sogenannten "Re-Call" teilnehmen. Dabei handelt es sich um einen dreitägigen Workshop, bei dem es dann ans Eingemachte geht. Die Mädchen proben eine Szenen aus dem Stück und müssen dafür den passenden Dialog- und Liedtext auswendig lernen, außerdem werden ihre Gesangs- und Tanzfähigkeiten genauer unter die Lupe genommen. Überzeugt man auch hier die Jury von seinem Können, stehen die Chancen für die Rolle der "Meggie" gar nicht schlecht.
Lernen, lernen, lernen
Der Regisseur bedankte sich bei allen Teilnehmerinnen und ermutigte sie weiterzumachen, falls es nicht geklappt hat, außerdem tröstete er die Mädchen mit der Hoffnung auf eine Nebenrolle in dem Stück "Tintenherz". Danach rief er die Namen der glücklichen Gewinnerinnen auf. Drei dieser jungen Damen hatten das Theater jedoch schon frühzeitig verlassen, vielleicht waren sie so unzufrieden mit ihrer schauspielerischen Leistung, dass sie ein Weiterkommen für unmöglich hielten. Sie bekommen nun die erfreuliche Nachricht per Telefon überbracht, und ein dicker Brief wird bald ihren Postkasten füllen. Für sie heißt es jetzt, Text lernen, Text lernen und nochmal Text lernen!
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Autorin / Autor: Mira Mosch - Stand: 24. Februar 2006