Zirkusleben - ein Kribbeln im Bauch
Peppino arbeitet als freischaffende Artistin und erzählt von ihrem Leben als Seilakrobatin beim Zirkus.
*Du arbeitest als Artistin im Zirkus. Gibt es für deine Tätigkeit eine genaue Bezeichnung?*
Die Bezeichnung ArtistIn ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Allerdings gibt es einige wenige Schulen in Deutschland, wo die Berufsausbildung "Staatlich geprüfteR ArtistIn" angeboten wird. Zum Beispiel an der "Staatlichen Ballettschule Berlin und Schule für Artistik".
*Wie bist du auf die Idee gekommen, zum Zirkus zu gehen?*
Die Idee an sich hatte ich nie. Es kam einfach und irgendwann war ich mittendrin. Das muss mir wohl im Blut liegen. Man wächst da einfach hinein. Entweder weil es die Familie macht, oder weil man irgendwann die Liebe für die Artistik entdeckt.
*Kannst du kurz erklären, was du eigentlich genau machst?*
Mein Hauptgebiet ist die Luftartistik. Dabei habe ich zwei Grundnummern: eine am Vertikalseil und eine am Vertikaltuch. Das Vertikalseil ist ein Spezialseil und ähnelt dem im Sportunterricht so gehassten Tau. Bei meiner Nummer hängt ein zwölf Meter langes Seil von der Kuppel und hat auf einer Höhe von zwei Metern (von oben gemessen) eine Schlaufe, in der ich mich festhalten kann. Dafür steht eine andere Person am unteren Ende des Seiles und fängt an das Seil zu drehen, sodass mein Körper um das Seil herum fliegt. Dabei mache ich an Hand und Fuß gehangen verschiedene Figuren.
Das Vertikaltuch besteht aus zwei Tüchern aus speziellem Artistikstoff, die von der Kuppel hängen. Auch beim Vertikaltuch werden verschiedene Hänge und Figuren ausgeführt. Dazu wird das Tuch um einzelne Körperteile geschwungen und durch die Reibung der einzelnen Wicklungen befestigt. Somit kann ich unterschiedlichen Positionen und Hänge in der Luft ohne Knoten oder Griffe machen. Gerne gesehen und besonders spektakulär sind dabei so genannte Abfaller, bei denen durch Auflösen von Wicklungen schnelles Herabrollen mit eingebautem Stoppen möglich ist und dabei der Körper in verschiedenen Bahnen und Rollen hinabstürzt. Klingt ziemlich theoretisch, aber wer das auf Bildern oder live sieht weiß, was ich meine.
*Welche besonderen Fähigkeiten und Interessen hast du?*
Interesse und Ausdauer sind sehr wichtig. Aber um wirklich ein profimäßiges Niveau zu erreichen benötigt man jedoch viel Geduld, denn eine Nummer wächst leider nicht von heute auf morgen. Um wirklich voran zu kommen braucht man gewisse körperliche Vorraussetzungen: Von einem gesunden Körper über Beweglichkeit (die man natürlich auf Dauer trainieren kann) als auch Geschicklichkeit. In der Luftakrobatik ist aber vor allem auch die Kraft ein wichtiger Punkt. Ohne die kann man sich nicht lange im Seil, Tuch oder Trapez halten. Eine gute Kondition und ein ausgeglichenes Training der Muskeln sind hier Vorraussetzung, da am Vertikalseil/ -tuch weder ein Sicherheitsnetz noch eine Longe benutzt werden können, und man somit komplett auf sich und seine Kondition und Kraft angewiesen ist.
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Autorin / Autor: Peppino / Susanne Hehl - Stand: 9. Oktober 2007