Hacken für die Gleichberechtigung? Teil 2
Alpha-Hacker und ihre Groupies - ein "natürliches" Gefüge?
*Wie ist die Stellung der wenigen Frauen im CCC? Es sind ja nicht allzu viele.*
Die meisten Mädels im Chaos Club werden von ihrem Freund mitgebracht oder sind Hacker-Groupies. Deshalb müssen sie erst mal gegen das Vorurteil ankämpfen, dass sie wirklich interessiert sind, und beweisen, dass sie was lernen können und wollen.
*Was ist ein Hacker-Groupie?*
Ein Hackergroupie ist analog dem Groupie in der Rockszene ein Mädel, das Hacker toll findet und ihnen hinterherläuft. Natürlich nur den Ranghöchsten, den Alpha-Hackern. Ein bisschen technisch versiert sind sie meist schon, aber bei den meisten habe ich das Gefühl gehabt, dass sie immer das lernen wollten, was ihr Macker grad gut fand. Und sobald der weg war, hat sie das nicht mehr interessiert.
Die Grenze ist jedoch oft schwer zu ziehen. Ich habe die Vermutung, dass Mädchen zu Groupies gemacht werden. Sie kommen erst mal in den CCC und haben Lust, was zu lernen und finden das natürlich auch toll, dass sie so viel Aufmerksamkeit bekommen, weil es so wenig Mädels gibt. Und wie das so ist, wenn Jungs und Mädels zusammenkommen, finden sich da auch welche. Es ist ja auch ein reichliches Angebot da, das man abgrasen kann.
Von da an geht es dann meistens schief, weil sie sich dann mehr an die Jungs hängen und nicht mehr für die Technik interessieren. Dann sehen die Jungs die Mädels als Groupies, die entsprechend behandelt werden. Dann haben die Mädchen keine Lust mehr, was zu lernen, weil sie immer ausgelacht werden. Das ist verschiedenen Mädels, die ich kenne, so gegangen, wo ich mir durchaus vorstellen kann, dass es anders hätte laufen können. Die Hacker sind teilweise sehr gehässig, wenn sie einen erst mal als Groupie identifiziert haben. Die können dann echt gemein sein.
*Wie war das bei dir? Hattest du Leistungsdruck? Musstest du dich erst durchsetzen?*
Ich fand das nie besonderes anstrengend, weil ich von Anfang an einiges konnte und nicht so ganz blauäugig hingekommen bin. Bei mir hat das ganz stressfrei geklappt. Nur wenn ich zu neuen Leuten komme, die mich noch nicht kennen, merke ich, dass es gelegentlich etwas anstrengend ist. Wenn man dann erst mal redet und zeigt, dass man was kann, wird man auch schnell akzeptiert, aber die grundsätzliche erste Annahme ist, dass man als Begleitung da ist.
*Verfolgst du eine politische Intention, ein Ziel, mit dem was tu tust?*
Nein, eigentlich nicht. Ich bin kein besonders politischer Mensch, aber ich sehe diese Technikversiertheit als mögliches Instrument, um die Gesellschaft zu verbessern. Man kann ja zu mindestens einen Teil dazu beitragen, und der Bedarf besteht auf jeden Fall.
Traditionelle NGOs (NichtRegierungsOrganisationen)wie zum Beispiel Greenpeace mit Technik auszurüsten und eine Einführung in Verschlüsselung zu geben, das sind Betätigungsfelder. Ich bin eher auf Spielerei und abgehobene Technik aus - ein bisschen Politik als Alibi ist ja nicht schlecht, auch um sich selbst zu motivieren, bestimmte Dinge fertig zu stellen.
Dieses Interview wurde uns netterweise von der österreichischen Site
prairie.at zur Verfügung gestellt. Danke!
Autorin / Autor: Vali Djordjevic / Ushi Reiter - Stand: 27. Januar 2002