Nichts gehört?!
Eine aktuelle Studie erklärt, warum lesen uns taub für Umgebungsgeräusche macht
Hallo, jemand zuhause? Warst du auch schon mal so vertieft in ein Buch oder dein Smartphone, dass du gar nicht mitbekommen hast, dass jemand mit dir spricht? Für das, was für dein Gegenüber wie absichtliche Ignoranz aussehen könnte, hast du nach dieser „News“ eine Erklärung parat. Wie eine aktuelle Studie des University College London bestätigt, blenden wir automatisch andere Reize aus, wenn wir uns mit einer visuellen Tätigkeit beschäftigen. Das heißt, wenn wir lesen, fernsehen oder uns dem Smartphone widmen, sind wir taub gegenüber Umgebungsgeräuschen – es sei denn, diese sind so laut, dass bei uns die Alarmglocken klingeln. Grund dafür ist, dass unser Gehirn beim Hören und Sehen vermutlich die gleichen neuronalen Ressourcen benutzt – und diese sind begrenzt, berichten Forscher/innen im "Journal of Neuroscience".
Dies zeigten die Gehirnscans von dreizehn Freiwilligen. Die Forscher/innen um Dr. Maria Chait ließen die Testpersonen am Computerbildschirm visuelle Aufgaben lösen. Währenddessen spielten sie immer wieder bekannte Töne ein und beobachteten die Gehirnaktivität der Teilnehmer/innen. Und siehe da: je kniffeliger die Aufgabe, umso eher überhörten die Testperson die Geräusche. Die Gehirnscans konnten dies bestätigen. „Die Gehirnscans zeigen, dass die Testpersonen die Geräusche nicht einfach ignorierten oder herausfilterten, sondern sie tatsächlich nicht hören konnten“, sagt Dr. Maria Chait. Das Gehirn scheint die Wahrnehmung von Geräuschen zu unterdrücken, wenn wir uns auf einen visuellen Reiz konzentrieren. Deshalb kann es passieren, dass wir im Bus die Haltestellendurchsage verpassen, weil wir gerade lesen. Unser Gehirn hat leider doch nur begrenzte Kapazitäten.
Wenn du demnächst jemanden ansprichst, der gerade liest oder fernsieht und du keine Antwort bekommst, weißt du jetzt immerhin, dass du nicht unbedingt ignoriert wirst. Wahrscheinlich hört die Person dich einfach nicht und du musst lauter werden, sie anstupsen oder in ihr Blickfeld treten, um zu ihr durchzudringen.
Quelle
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 8. Dezember 2015