Ab 150 Freunden macht das Gehirn schlapp
Studie: Warum wir nur begrenzt kontaktfähig sind
Hunderte Freunde auf der ganzen Welt und mit allen ist man virtuell verbunden – die sozialen Netzwerke machen das möglich. Doch wer mit einer Freundesliste von 500 Leuten und mehr prahlt, muss wohl ein Blender sein. Die Chancen, dass er/sie wirklich mit allen Freunden in Kontakt steht, ist sehr gering. Mit wie vielen Menschen, egal ob online oder offline, man überhaupt eine Beziehung haben kann, hat nun Bruno Gonçalves von der Indiana Universität untersucht. Das Ergebnis: Bei etwa 150 Kontakten ist Schluss. Mehr kann unser Gehirn nicht aufnehmen.
Bereits Anfang der Neunzigerjahre versuchte der Anthropologe Robin Dunbar einen Zusammenhang herzustellen zwischen dem Gehirnaufbau von Menschenaffen, ihrer Aufnahmefähigkeit und der Anzahl ihrer sozialen Kontakte. Anschließend übertrug er seine Erkenntnisse auf den Menschen und kam zu dem Ergebnis, dass unser Gehirn maximal 150 engere Kontakte verarbeiten kann. Ein größeres soziales Umfeld würde ihm zufolge die Kapazität unseres Neocortex überschreiten, einem Teil der Großhirnrinde, der für die Verarbeitung von Sinneseindrücken zuständig ist. Daraus ergab sie die sogenannte Dunbar-Zahl. Diese zeigt die maximale Größe unseres Bekanntenkreises an.
Ob die Kapazitäten unseres Gehirns auch bei Online-Freunden auf die magische Zahl 150 begrenzt sind, wollten jetzt Bruno Gonçalves und sein Team herausfinden. Über sechs Monate durchforsteten sie dafür den Nachrichtenfluss auf Twitter. Über 300 Millionen Kurznachrichten von drei Millionen NutzerInnnen nahmen die Forscher unter die Lupe. Sie beobachteten, mit wie vielen Kontakten aus ihrer Liste die Twitter-NutzerInnen tatsächlich den Kontakt pflegten und regelmäßig kommunizierten. Sie stellten fest, dass neuangemeldete NutzerInnen anfangs sehr vielen Personen folgten. Nach einer gewissen Zeit erreichten sie allerdings ein Maximum und die Zahl der Bekannten pendelte sich auf 100 bis 200 Personen ein. Die Dunbar-Zahl scheint also auch im Internet zu gelten. Selbst wer tausende Freunde in sozialen Netzwerken hat, kommuniziert nur mit den wenigsten auch regelmäßig.
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 15. Juni 2011