Der Duft der Natur

Forscher:innen wollen sich verstärkt der Wirkung von Naturdüften widmen

In der Natur zu sein, tut dem Menschen gut. Dazu gibt es bereits eine Vielzahl von Studien. Sie steigert unser Wohlbefinden, reduziert Stress, beeinflusst unsere Gefühle in positiver Weise und verbessert unsere Gesundheit. Selbst ein kurzer Kontakt mit der Natur kann solch positive Auswirkungen haben. Schon ein Blick aus dem Fenster in die Natur kann hilfreich sein, wie eine Studie mit Krankenhauspatient:innen zeigte.

Forschung zu den gesundheitlichen Effekten von Naturerlebnissen ist aber nicht nur wichtig, um das menschliche Wohlbefinden zu stärken, sondern kann auch helfen, dass wir mehr Wert auf den Schutz von Ökosystemen und Umwelt legen und Naturnähe bei der Planung von Städten, Parks und unserem Zuhause mehr einbeziehen.

Gregory Bratman, Forscher an der University of Washington, hat allerdings festgestellt, dass in den meisten Studien zu den positiven Auswirkungen der Natur ein Aspekt völlig außer Acht gelassen wird: der Geruch. Bratman und Kolleg:innen aus der ganzen Welt zeigen in einem Forschungsartikel darum auf, wie die Erforschung der Auswirkungen von Gerüchen und Düften aus der Natur auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden erweitert werden kann.

Die Forscher:innen verweisen darauf, dass der menschliche Geruchssinn im Grunde ein komplexes chemisches Erkennungssystem ist, das ständig in Betrieb ist. Die Nase ist mit Hunderten von Geruchsrezeptoren ausgestattet, bei denen es sich um hochentwickelte chemische Sensoren handelt. Zusammen können sie mehr als eine Billion Düfte wahrnehmen, und diese Informationen werden direkt an das Nervensystem weitergeleitet, damit unser Verstand sie interpretieren kann - bewusst oder unbewusst.

Die Natur setzt einen ständigen Strom chemischer Verbindungen frei, die unser Geruchssystem auf Trab halten. Vor allem Pflanzen verströmen flüchtige organische Verbindungen (VOC), die stunden- oder tagelang in der Luft verbleiben können. VOCs erfüllen viele Funktionen für Pflanzen, wie die Abwehr von Pflanzenfressern oder das Anlocken von Bestäubern. Auch auf Menschen hat das einen Einfluss.

"Wir kennen nur Bruchstücke des Gesamtbildes", sagt Bratman. "Aber es gibt noch so viel mehr zu lernen."

Die von der Natur durch Gerüche vermittelten Wirkungen kommen den Autor:innen zufolge wahrscheinlich über verschiedene Wege zustande. Einige chemische Verbindungen wirken möglicherweise auf uns ein, ohne dass wir es merken. In diesen Fällen könnten die Geruchsrezeptoren in der Nase eine "unterschwellige" Reaktion auf Moleküle auslösen, derer sich der Mensch kaum bewusst ist. Andere Geruchsstoffe werden bewusst wahrgenommen, aber die Wissenschaftler:innen verstehen noch nicht alle ihre Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Einige Düfte können zum Beispiel eine "universelle" Bedeutung für den Menschen haben - etwas, das fast immer angenehm riecht, wie eine süß duftende Blume. Andere Düfte sind eng mit bestimmten Erinnerungen verbunden oder sind verbunden mit Assoziationen und Interpretationen, die je nach Kultur und persönlicher Erfahrung variieren.

Es ist sehr komplex herauszufinden, wie Gerüche genau wirken und wie sie uns nützen können. Darum braucht es Forscher:innen unterschiedlichster Disziplinen, um all diese Geheimnisse zu lüften. Um am eigenen Leib zu erfahren, wie wohltuend Gerüche sein können, reicht aber auch ein Spaziergang im Wald oder durch eine blühende Landschaft.

Der Artikel wurde in der Zeitschrift Science Advances veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 5 Juni 2024