Der reinste Bahnsinn: Lichtgrenze ist Wort des Jahres

GfdS kürte 10 Ausdrücke, die zeigen, was die Gesellschaft 2014 bewegt hat

Bild: LizzyNet

Das Wort des Jahres 2014 ist "Lichtgrenze". Das hat die Gesellschaft für deutsche Sprache bekannt gegeben.

Das Wort bezieht sich auf die Lichtinstallation zum Anlass der Feierlichkeiten »25 Jahre Mauerfall« in Berlin. Es spiegelt in besonderer Weise die großen Emotionen wider, die das Ende der DDR im Herbst 1989 auch 25 Jahre später noch in ganz Deutschland hervorruft. Über 8000 weiße, leuchtende Ballons erinnerten auf einer Länge von 15 Kilometern an den Verlauf der Berliner Mauer und die frühere Teilung der Stadt. Das Aufsteigen der Ballons auf dem Höhepunkt der Feierlichkeiten symbolisierten die Auflösung und Aufhebung der einstigen Grenze. Ursprünglich hatte die Jury das Wort Lichtgrenze gar nicht auf ihrer Liste. Erst in der Diskussion kam der Vorschlag auf, der dann aber für das gesamte Auswahlgremium so überzeugend war, dass er alle anderen Kandidaten für Platz 1 aus dem Rennen schlug.

*Keine neuen Staats-Schulen machen? Platz 2*
Der symbolträchtige Begriff ließ darum die "schwarze Null" hinter sich, die auf Platz 2 landete. Die schwarze Null steht wie kein anderer Begriff für die Bemühungen der schwarz-roten Koalition um einen Haushalt, in dem erstmals seit über 45 Jahren keine neuen Schulden gemacht werden sollen. Das Vorhaben wird allerdings nicht nur begeistert aufgenommen weil mit ihm natürlich viele unangenehme Sparmaßnahmen verbunden sind. Die Debatte um die schwarze Null prägte fast das gesamte Jahr 2014.

*Götzseidank auf Platz 3*
Auf Platz 3 landete die Wortprägung Götzseidank, mit der das Siegtor von Mario Götze gegen Argentinien in der 113. Minute des WM-Finales sprachlich gewürdigt wurde. Ursprünglich war der Ausdruck eine Titelzeile der Süddeutschen Zeitung, wurde aber von allen begeistert aufgenommen. Selbst ins Englische wurde sie sofort übersetzt: Praise be to Götze!

*Russlandversteher landen auf Platz 4*
Platz 4 gehört den "Russlandverstehern", ein Begriff der die Kontroverse um die russischen Übernahme der Krim und um den von Russland beeinflussten ukrainischen Bürgerkrieg zum Thema hat. Das Wort bezieht sich auf die Position derer, die Verständnis für die russische Sicht der Dinge aufbringen und für eine Verständigung mit Russland plädieren. Ihnen gegenüber stehen diejenigen, die fordern, der russischen Politik entschieden zu begegnen.

*Der reinste Bahnsinn? Platz 5*
Platz 5, "bahnsinnig", verdeutlicht, wie überzogen die Gesellschaft den Streik der deutschen LokführerInnen wahrgenommen hat: bahnsinnig eben. 

Das Wort Willkommenskultur (Platz 6) steht für die Bereitschaft, Menschen, die in Not sind und hierzulande Asyl beantragen, aufzunehmen. Eine Willkommenskultur wird in der gegenwärtigen Asyldebatte immer wieder gefordert – was bedeutet, dass sie noch nicht hinreichend vorhanden ist. Die GfdS-Jury will mit ihrer Wahl darauf aufmerksam machen, dass zudem das, was unter Willkommenskultur verstanden wird, recht unterschiedlich ist: von der Bereitschaft, Flüchtlinge bedingungslos aufzunehmen bis hin zur Forderung nach bedingungsloser Integration.

Unter Social Freezing (Platz 7) wird das vorsorgliche Einfrieren von unbefruchteten Eizellen ohne medizinischen Grund verstanden. Als 2014 die Firmen Facebook und Apple bekannt gaben, ihren Mitarbeiterinnen derartige Prozeduren kostenlos zur Verfügung stellen zu wollen, damit sie ihren karrierestörenden Kinderwunsch auf spätere Lebensjahre verschieben können, entspannt sich eine ethische Debatte um das Thema. 

Mit dem Wort Terror-Tourismus (Rang 8) weist die GfdS auf die gesellschaftliche Diskussion rund um das Problemfeld des islamistischen Terrors hin. Immer mehr gewaltbereite, meist jugendliche Personen reisen neuerdings von Deutschland nach Syrien aus, um dort im Bürgerkrieg zu kämpfen. Die Politik sucht nach Möglichkeiten, dies zu unterbinden, da nach der Rückkehr der Dschihadisten Anschläge auch hierzulande befürchtet werden.

Das Freistoßspray (Platz 9), das im internationalen Fußball bereits seit 2000 hier und da zum Einsatz kam, hilft dem Schiedsrichter beim Freistoß, den vorgeschriebenen Abstand der Verteidiger zum Ball zu markieren. Bei einer Fußball-WM fand das Spray erstmals 2014 Verwendung; seit Oktober dieses Jahres wird es auch in Deutschland eingesetzt.

*Dauerblick aufs Smartphone: "Generation Kopf unten"*
Auf Platz 10 wählte die GfdS Generation Kopf unten. Der Ausdruck kennzeichnet die Altersgruppe derer, die immerzu den Kopf gesenkt hält, weil sie sich auf ihr Smartphone konzentriert. Soziale Kompetenzen werden auf diese Weise immer mehr auf die virtuelle Ebene verlagert; eine unmittelbare Kommunikation findet vielfach kaum noch statt.

Als "Wörter des Jahres" werden von der Gesellschaft für Deutsche Sprache solche Begriffe gewählt, die zum Ausdruck bringen, was die Gesellschaft in diesem Jahr besonders bewegt und geprägt hat. Die Begriffe geben eine Art Jahreschronik wieder ohne jegliche Wertung wieder.

Was war dein persönliches Wort des Jahres?

Quelle:

Die (Un-)Wörter der Vorjahre auf LizzyNet

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 12. Dezember 2014