Eine Mehlwurmpizza bitte
Studierende der Universität Hohenheim untersuchen Einstellung von Kommiliton_innen zu nachhaltigen Insekten-Snacks
Würdet ihr erkennen, ob der Teig aus Mehlwürmern besteht?
Habt ihr schonmal frittierte Heuschrecken geknabbert, oder könnt ihr euch vorstellen, Nudeln aus Mehlwürmern zu essen? Warum essen eigentlich viele Menschen Garnelen, finden aber Heuschrecken eklig? Diese Frage beschäftigt Jessica Bartholomä, die an der Universität Hohenheim Ernährungswissenschaft studiert, seit sie eine Reportage über die ökologischen Vorteile von essbaren Insekten gesehen hat.
Im Vergleich zu Fleisch oder Milchprodukten haben Indsekten nämlich eine exzellente Öko- und Klimabilanz. Und auch die artgerechte Haltung der Vielbeiner ist kein Problem!
„Am Geschmack selbst scheint es nicht zu liegen“, glaubt die Bachelor-Studentin, die sie selbst schon probiert hat. „Wie Insekten schmecken hängt eigentlich vor allem von der Zubereitungsart ab. Knusprig frittiert und gewürzt können sie z.B. ein pikanter Snack sein. Nudeln mit Insektenmehl haben hingegen kaum Eigengeschmack.“
Dennoch gibt es hierzulande noch viele Vorbehalte, Mehlwürmer, Heuschrecken und Co. zu verzehren. Grund genug für Studierende der Universität Hohenheim, um sich im „Wissenschaftsjahr 2020 – Bioökonomie“ näher mit der Thematik auseinanderzusetzen. Denn als alternative Proteinquellen könnten Insekten einen wichtigen Beitrag für eine zukünftige nachhaltige Wirtschaftsweise leisten. Wie offen Kommiliton_innen unterschiedlicher Studiengänge dafür sind, haben sie in einer kleinen Studie genauer untersucht. In einer umfangreichen Literaturrecherche verschafften sie sich erstmal einen Überblick über die Forschungslage und entwickelten dann gemeinsam mit Projektbetreuerin Sandra Flory eine eigene Online-Befragung, an der 140 Personen zwischen 19 bis 35 Jahren teilnahmen: Jeweils 35 Studierende aus ernährungswissenschaftlichen, gesellschaftswissenschaftlichen, technischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen (inkl. Agrarwissenschaften und Medizin).
*Wer isst denn Krabbeltiere?*
„Eigentlich hatten wir vermutet, dass Studierende der Ernährungswissenschaften besonders aufgeschlossen für das Thema wären. Tatsächlich zeigte sich aber das umgekehrte Bild: Nur 3,6 % gaben an, schon einmal Insekten gegessen zu haben. Im Bereich Gesellschaftswissenschaften liegt der Anteil hingegen bei 40 %“, berichtet Flory.
Gefragt danach, ob sie Insekten in ihre alltägliche Ernährung integrieren würden, äußerten sich die Studierenden aller Studiengänge unterm Strich jedoch gleichermaßen verhalten: Auf einer Skala von 1 (= gar nicht bereit) bis 5 (= auf jeden Fall) bewegen sich die durchschnittliche Akzeptanzwerte aller vier Gruppen zwischen 2,0 und 2,25.
*Das Auge isst mit*
Welche Insekten appetitanregend oder eklig empfunden werden, hängt dabei von ihrer Art ab: 99 % der Befragten würden keine Kakerlaken essen, während sich 50 % vorstellen könnten Heuschrecken und Grashüpfer zu verzehren. 35 % verschmähen hingegen den Verzehr jeglicher Art von Insekten.
Natürlich kommt es für viele Studierende auch darauf an, wie die Vielbeiner zubereitet wären: 33,6 % gaben an, Insekten ausschließlich verarbeitet konsumieren zu wollen. Die höchsten Akzeptanzwerte erzielten Burger-Patties, gefolgt von Insekten-Mehl und Nudeln. Etwas weniger aufgeschlossen zeigten sich die Befragten hingegen für Brot, Kekse oder Kapseln mit Insekten-Bestandteil.
„36 % der Befragten sind bereit Insekten als Ganzes frittiert zu verzehren. Allerdings bestehen nur 6,5 % der Befragten darauf, Insekten ausschließlich in sichtbarer Form verzehren zu wollen“, ergänzt Jessica Bartholomä.
*Neugier überwiegt*
Gefragt danach, warum sie überhaupt Insekten auf ihren Teller lassen würden, antworteten 64 % "aus Neugier". Für den Umwelt- und Tierschutz würden es 46 % tun, und nur 17 % der befragten Studierenden gaben Gesundheit als ausschlaggebendes Motiv an.
Repräsentativ seien die Ergebnisse des Projektes zwar nicht, aber die ermittelten Daten lieferten einen ersten Eindruck, so die Projektleiterin. "In Zukunft interessant wäre eine Vergrößerung des Stichprobenumfangs oder z.B. ein Vergleich mit anderen Altersgruppen oder sozialen Milieus.“
*In vielen Regionen der Welt stehen Insekten auf dem Speiseplan*
Während eine Mahlzeit aus Insekten hierzulande offenbar noch häufig Ekel auslöst, gehören Heuschrecken und Co. in vielen Regionen Afrikas, Asiens und Südamerikas zum traditionellen Bestandteil des Speiseplans. Reich an Eiweiß, aber z.B. auch an Eisen und Vitamin A, können sie einen wichtigen Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung leisten.
"Ich glaube, dass Insekten angesichts der Klimakrise und der wachsenden Weltbevölkerung in Zukunft auch bei uns eine wichtige Rolle für eine nachhaltige und gesunde Ernährung spielen könnten. Einzelne Produkte wie Burger-Patties oder Nudeln haben es ja bereits ins Ladenregal geschafft. Mich interessiert, ob und wie sich die Einstellung zu solchen Nischenprodukten verändert“, so Jessica Bartholomä.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 4. August 2020