Einfach mal auf andere hören!
Wer zu sehr an der eigenen Idee hängt, wird resistent gegenüber Kritik
Wenn einem ein Licht aufgeht, will man das auch nicht unter den Scheffel stellen. Da werden Nächte durchgeackert bis das Herz vor Leidenschaft in Flammen aufgeht, woran sich auch der kleine Ideen-Funken entzündet und fortan liebevoll gehegt und gepflegt wird. Da ist es egal, ob andere sich über die Idee mokieren oder leise Zweifel daran äußern – der eigene Geistesblitz wird unbeirrt weiterhin dahin gelobt, wo er hingehört: in den Himmel.
Forscher der Universität Washington haben in Experimenten mit Freiwilligen untersucht, wie sich diese Dickköpfigkeit auf das Endresultat der zu erledigenden Aufgabe auswirkt. Sie gehen davon aus, dass der Grund allen Übels in der Annahme liegt, die Idee sei Teil von einem selbst – dann engagiere man sich nämlich in einem übertriebenen Maße für die Beibehaltung der Ursprungsidee.
In Experimenten zeigte sich, dass die klugen Köpfe Kritik von Kollegen nur zuließen, wenn diese die ursprüngliche Idee aufgriffen und nur geringfügig weiterentwickelten. Nahmen die Vorschläge der Kollegen aber von der eigentlichen Idee Abstand, wurden diese rigoros abgelehnt.
„Wenn man davon ausgeht, dass die Idee Teil von einem selbst ist, ist man sehr wählerisch darin, die Anregungen anderer anzunehmen“, erklärt Studienleiter Markus Baer. „Es macht zwar nichts aus, wenn die Kollegen etwas zur Idee hinzufügen; nehmen sie aber etwas davon weg, dann wird man sehr ärgerlich.“
Für engagierte Ideengeber ist es offenbar schwer loszulassen. Sie kämpfen für ihre Ideen und sehen sie nicht gerne beschnitten. Das wiederum erschwert die Teamarbeit. Denn wer sich zu sehr an einer Idee festbeißt, verliert die Bereitschaft, andere Sichtweisen zu überdenken. Dabei kann es ja durchaus produktiv sein, sowohl bestärkende als auch hemmende Kritik zu erhalten.
Eigene, scheinbar geniale Ideen sind also ein zweischneidiges Schwert. Wer es schafft, sollte die Ohren aufsperren und einfach mal zuhören, wenn andere ihre Kritik vortragen - auch wenn die die eigene Ursprungsidee nicht so würdigt, wie man das gerne hätte. Aber nicht selten kommt in einem gemeinschaftlichen Prozess am Ende etwas viel Größeres heraus, als wenn ein jeder immer nur in der eigenen Suppe kocht.
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Autorin / Autor: Annika Willinger - Stand: 15. Juni 2012