Fingerspitzengefühl macht Gesicht sensibel
Forschung: Benachbarte Hirnareale ermöglichen "Überschwappen" der Sinneseindrücke
Es klingt kurios, aber wer den Tastsinn seiner Finger trainiert, der schärft auch den Tastsinn seines Gesichts. Das haben ForscherInnen der Ruhr Universität Bochum gemeinsam mit französischen Kollegen aus Lyon herausgefunden und berichten nun darüber in der in der Zeitschrift „Current Biology“.
Grund für diesen Effekt ist, dass die jeweils zuständigen Gehirnareale in unmittelbarer Nachbarschaft liegen. Üblicherweise liegen Sinneseindrücke von benachbarten Hautregionen im Gehirn ebenfalls nebeneinander. Dass ausgerechnet die Sinneseindrücke des Gesichts im Gehirn genau neben den Sinneseindrücken der Hand liegen, obwohl sie ja im Körper weit voneinander entfernt sind, ist eine Ausnahme von dieser sonst geltenden Nachbarschaftsregel.
Nach Amputationen der Hand kann es darum passieren, dass der Teil des Gehirns, der für die Hand zuständig war und plötzlich arbeitslos wurde, nun immer wieder Eindrücke vom benachbarten Gesichtsareal verarbeitet. Nach und nach steigt er dann komplett auf die Sinneseindrücke aus dem Gesichtsbereich um.
ForscherInnen haben nun erstmals einen derartigen "Cross Border-Transfer" durch Training des Fingertastsinns provoziert. Um den Tastsinn empfindlicher zu machen, stimulierten die Forscherinnen die Spitze des rechten Zeigefingers drei Stunden lang mit einer vibrierenden Membran. In vorangegangenen Arbeiten hatte die Gruppe von Hubert Dinse bereits gezeigt, dass passives Training die Sinnesleistung verbessert. Nach der Stimulation konnten die Testpersonen zwei nebeneinanderliegende Reize mit dem trainierten Finger leichter auseinanderhalten als mit den nicht stimulierten Fingern. Und: Die Tastschärfe der Lippen und der rechten Wange steigerte sich auf gleiche Weise.
Wenn ihr also eine ganz besonders sensible Wange haben wollt, etwa um die Kuschligkeit eures Lieblingspullovers noch besser genießen zu können, dann traniert einfach euren Zeigefinger. ;-)
Quelle:
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 20. August 2014