Jung, dünn, in Beziehung

Frauen im Film: Analyse zeigt, dass zwar mehr Rollen weiblich besetzt sind, aber Stereoptype weiter fortgeschrieben werden

Die gute Nachricht zuerst: inzwischen sind fast ebenso viele Rollen in Kinofilmen mit Frauen wie mit Männern besetzt, da hat sich erfreulicherweise in den letzten Jahren enorm viel getan. Schaut man sich aber an, welche Frauenbilder dort präsentiert werden, kriegt man doch dann wieder schlechte Laune: Wenn Frauen in Filmen vorkommen, dann sind sie vorrangig jung, schlank und in Beziehungen. Das ist das Ergebnis einer neuen Analyse der Universität Rostock, die mit der von Maria und Elisabeth Furtwängler gegründeten MaLisa Stiftung auf den Weg gebracht wurde.

Und nicht nur das: Die Untersuchung macht auch Altersdiskriminierung von Frauen sichtbar, denn der Anteil von Frauenfiguren, die älter als dreißig Jahre alt sind, nimmt stetig ab. Mehr als zwei Drittel der zentralen Figuren über fünfzig sind männlich. Zwar sind überhaupt weniger ältere Protagonist_innen im deutschen Kino zu sehen, Frauen "verschwinden" aber schon ab Mitte 30, Männer erst ab einem Alter von fünfzig Jahren von der Leinwand. Dazu kommt, dass das Bild der im Kino sichtbaren Frauen wenig divers ist: Die Darstellerinnen sind meist jung, dünn und haben oft nur Rollen, die im Kontext von Partnerschaft und Beziehung stehen. Männer hingegen haben erkennbare Berufe, sind auch mal übergewichtig und werden insgesamt vielschichtiger dargestellt. Das so dargestellte Frauenbild bildet keinesfalls die Vielfalt von Frauen in der Realität ab. Professorin Elizabeth Prommer vom Institut für Medienforschung der Universität Rostock und Leiterin der Fortschrittsstudie zur audiovisuellen Diversität ist insbesondere davon überrascht, „wie eng der Erzählkorridor für weibliche Filmfiguren nach wie vor ist. Männer gibt es in vielen Facetten, Frauen nicht.“

Frauen hinter der Kamera

Und wie sieht es aus mit den Frauen, die hinter der Kamera stehen? Auch da sind sie als Kreative weiterhin unterrepräsentiert. Nur ein Viertel der deutschen Kinofilme zwischen 2017 und 2020 wurden von Frauen inszeniert, in lediglich 24 Prozent der 390 untersuchten Filme waren sie für das Drehbuch verantwortlich. Dass genau dies aber einen großen Einfluss darauf hat, wie ein Film hinterher aussieht, zeigt die Tatsache, dass wenn eine Frau Regie führte oder das Drehbuch schrieb, auch deutlich mehr Frauen im Film sichtbar waren.

Stereotype Geschlechter-Darstellungen sind nicht überwunden

"Ich freue mich sehr, dass deutliche Fortschritte erkennbar sind, wenn es um Sichtbarkeit von Frauen in Kinofilmen geht“, so Dr. Maria Furtwängler, Mitinitiatorin der Studie. „Allerdings können wir uns keinesfalls entspannt zurücklehnen, denn weder der Alters-Gap noch stereotype Darstellungen der Geschlechter sind überwunden. Wir werden mit unseren Partner_innen weiter daran arbeiten, die notwendigen Lösungsansätze zu identifizieren und umzusetzen.”

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