Höflichkeit erleichtert das Leben
Forscher ergründen die Gründe der Nettigkeit
Eine nette Geste kann den Mitmenschen schon mal ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Doch manchmal steckt hinter der netten Geste etwas ganz anderes als reine Höflichkeit. Wenn wir anderen beispielsweise die Tür aufhalten, erweisen wir ihnen damit unseren Respekt. Unbewusst tun wir dies allerdings auch, um Energie zu sparen und den Arbeitsaufwand für uns und unsere Mitmenschen möglichst gering zu halten. Das berichten Forscher der Pennsylvania State University.
Sie installierten eine Kamera am Eingangsbereich eines Universitätsgebäudes und beobachteten die Passanten. Insgesamt 148 Studenten nahmen sie beim Betreten des Gebäudes auf. Dabei hielten sie folgende Verhaltensweisen fest: hielt die erste Person der nachfolgenden die Tür auf und für wie lange? Welchen Einfluss hatte die Entfernung der sich annähernden Person auf das Türaufhalten? Und erhöhten die Folgenden durch die höfliche Geste ihr Schritttempo?
Die Analyse der Videotapes zeigte: Je näher sich die folgende Person an der Tür befand, umso größer war die Wahrscheinlichkeit, dass die vor ihr gehende die Tür aufhielt. Wenn zwei Studenten folgten, erhöhte sich nochmals die Wahrscheinlichkeit des Türaufhaltens und der Erstankömmling hielt die Tür länger offen als wenn nur eine Person folgte. Die meisten handelten nach der Devise „Meine Höflichkeit wird mehr als nur einer Person zu Gute kommen, deshalb halte ich die Tür länger auf“, sagt Professor David A. Rosenbaum. Außerdem fingen die meisten der Nachfolgenden an, schneller zu gehen, wenn sie sahen, dass ihnen jemand die Tür aufhielt. Dies entlaste den Aufhaltenden, da dieser die Tür weniger lange festhalten müsse.
Aus ihren Beobachtungen schließen die Forscher, dass wir vor allem dann zu höflichen Gesten bereit sind, wenn sich dadurch der Arbeitsaufwand für uns und unsere Mitmenschen reduzieren lässt. In unserem Gehirn laufen komplexe Rechenprozesse ab, folgern Rosenbaum und sein Team. Unbewusst kalkulieren wir, wie viel Aufwand bei einer Kooperation vonnöten wäre und wie viel, wenn jeder unabhängig voneinander handeln würde. Ist die nach uns folgende Person zu weit entfernt, müssten wir mehr Aufwand und Zeit in das Festhalten der Tür investieren, als wenn der Nachfolgende diese selbst nochmals öffnet. In diesem Falle entscheiden wir uns meist gegen die Höflichkeit. Folgen direkt zwei Personen aufeinander, so lohnt sich das Türaufhalten allerdings umso mehr, denn das dreimalige Türöffnen würde definitiv mehr Energie kosten als das einmalige Festhalten.
Nett sein kann also tatsächlich das Leben erleichtern ;)
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Autorin / Autor: Jennifer Horn/ Pressemitteilung, - Stand: 28. April 2011